Hurrikane lieben Städte
Unebene Flächen mit vielen Hochhäusern verändern Luftdruckverhältnisse und beschleunigen Winde
Hongkong (China) - Städte mit vielen Hochhäusern können auf Hurrikane wie ein Magnet wirken. Zu diesem Ergebnis kommen chinesische Meteorologen, die die Wanderung tropischer Wirbelstürme in Abhängigkeit von der Struktur der Küstenlandschaften untersuchten. Wie sie in einer kommenden Ausgaben des "Journal of Geophysical Research (Atmosphere)" berichten werden, können unebene Gebiete wie Hügellandschaften oder eben Städte die Richtung von Hurrikanen beeinflussen und die Wirbel quasi anziehen. Auf der Grundlage der Forscher-Simulationen ließen sich die Sturmvorhersagen für die Ostküste der USA und den Golf von Mexiko weiter verfeinern.
Hurrikane bilden sich über warmen, tropischen Gewässern und schlagen Schneisen der Verwüstung, sobald sie Land erreichen. Toben sie entlang einer in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Küste, erhöht sich wegen der Unebenheit der städtischen Bauten der Reibungswiderstand und Luftmassen werden komprimiert. Die Simulationen von Andie Au-Yeung und seinen Kollegen von der University of Hong Kong zeigen, dass dadurch größere Mengen der in Wirbelstürmen gespeicherten Wärme freigesetzt werden und die Drehgeschwindigkeiten zunehmen. Dabei werden die Stürme in Richtung der Unebenheiten, also auf die Städte hin, abgelenkt. Diese Änderungen in der Wanderungsrichtung können mehrere zehn Kilometer betragen.
Hügellandschaften oder ausgedehnte Wälder können sich entsprechend den Simulationen ähnlich auf die Wanderung von Hurrikanen auswirken. Au-Yeung und seine Kollegen arbeiten nun daran, ihr noch rudimentäres Modell weiter zu verfeinern. Denn die Wechselwirkung von Wirbelstürmen just beim Übergang vom Meer zum Land können Sturmforscher noch nicht im Detail erklären. So liefern die neuen Simulationen wichtige Erkenntnisse, um das Verhalten von Hurrikanen besser zu verstehen und die Vorhersagen für die eng besiedelten Gebiete an der Ostküste der USA und entlang dem Golf von Mexiko zu optimieren.
Während der diesjährigen Hurrikan-Saison jagte mit Alex bislang erst ein tropischer Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 Kilometern pro Stunde über den Golf von Mexiko. Doch die amerikanische Wetterbehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) rechnet noch mit mindestens drei bis sieben starken Hurrikanen.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2010/hurrikane-lieben-staedte/