Gletscher in China schmelzen dramatisch

Die Folgen können neben der Umwelt auch den Verkehr, den Tourismus sowie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gefährden.

London (Großbritannien)/Peking (China) - Steigende Durchschnittstemperaturen haben verheerende Effekte auf die Gletscher in den Bergregionen Südwestchinas. Das fanden jetzt Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften bei einer groß angelegten Studie heraus, in der die Daten von 111 Wetterstationen analysiert wurden. Diese zeigten zwischen 1961 und 2008 einen signifikanten Anstieg der durchschnittlichen Jahrestemperaturen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Environmental Research Letters". Nun warnen sie vor negativen Auswirkungen auf die Umwelt, aber auch auf die Wirtschaft des Landes.

"Die Auswirkungen der Schmelze sind sehr schwerwiegend", betont Zongxing Li, der federführende Autor der aktuellen Studie. Denn Gletscher seien ein integraler Bestandteil Tausender Ökosysteme. "Das kontinuierliche, weit verbreitete Abschmelzen von Gletschern wegen der steigenden Durchschnittstemperaturen kann zu Überschwemmungen, Muren und Steinschlag führen", so Li. Dies würde neben ökologischen Schäden auch den Verkehr, den Tourismus und die weitere wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen. "Ich denke, dass der Verlust an Gletschern insbesondere durch steigende Temperaturen in den hoch gelegenen Regionen verursacht wird", sagt Li. "Bei den 14 Wetterstationen oberhalb 4000 Metern stieg die jährliche Durchschnittstemperatur zwischen 1961 und 2008 um 1,73 Grad Celsius."

Der Südwesten Chinas hat 23.488 Gletscher, die zusammen ein Gebiet von über 29.500 Quadratkilometern bedecken. In dieser Region hatten die Wissenschaftler den drastischen Rückzug des Eises festgestellt, der mit einem großen Verlust an Gletscher-Masse einherging. So zog sich ein Gletscher von 1980 bis 2001 um 1,5 Kilometer zurück. In der Peng Qu Region des Himalaya verloren 999 Gletschern zwischen 1970 und 2001 insgesamt 131 Quadratkilometer an Fläche. Gleichzeitig wuchs die Zahl und Ausdehnung der Gletscherseen.

Neben der Temperatur-Änderung und deren Auswirkungen hatten die Forscher auch die Niederschlagsmengen untersucht. Allerdings waren hier die Ergebnisse weniger markant: Bei der Hälfte der Mess-Stationen wurde ein erhöhter Niederschlag gemessen. Dagegen war es in zentralen Regionen des Himalaya trockener, was den Rückzug der Gletscher zusätzlich begünstigt haben könnte.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2011/gletscher-in-china-schmelzen-dramatisch/