Asteroideneinschlag kühlte die Erde

Mineralienfunde in Nordamerika belegen, dass die Katastrophe vor 12 900 Jahren eine lange Kälteperiode einleitete.

Rainer Kayser

unregelmäßige Kristallstrukturen in grünem Licht

Vor 12 900 Jahren schlug ein Asteroid in der heutigen kanadischen Provinz Quebec ein. Das zeigen Mineralienfunde eines internationalen Forscherteams in den US-Bundesstaaten Pennsylvania und New Jersey. Die so genannten Sphärulen befanden sich in der Grenzschicht zum Jüngeren Dryas, einer mehrere Jahrhunderte dauernden Kälteperiode. Offenbar habe der Einschlag die Klimaänderung ausgelöst, so die Wissenschaftler in den „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“.

„Die Abkühlung des Klimas im Jüngeren Dryas hat die menschliche Geschichte erheblich beeinflusst“, erläutert Geochemiker Mukul Sharma vom Dartmouth College in Hanover im US-Bundesstaat New Hampshire. „So führten die veränderten Umweltbedingungen möglicherweise dazu, dass die Menschen der steinzeitlichen Natufien-Kultur im Nahen Osten erstmals feste Siedlungen errichteten und Landwirtschaft betrieben.“ Denn die Klimaänderung führte zum Aussterben vieler großer Tierarten und erforderte dadurch eine Abkehr von der Jagd als hauptsächliche Lebensgrundlage der Menschen.

Bislang war der Auslöser der Kälteperiode umstritten. Die führende Theorie ging davon aus, dass eine natürliche Eisbarriere in Nordamerika gebrochen war und es dadurch zu einem massiven Zufluss von frischem Süßwasser in den Atlantik kam. Dies führte zum zeitweiligen Zusammenbruch des Golfstroms und so zu einer Abkühlung der nördlichen Regionen um mehrere Grad. Für die alternative Theorie eines Asteroideneinschlags fehlten bislang überzeugende Beweise.

Die haben Sharma und seine Kollegen nun geliefert. Sie stießen auf Sphärulen, das sind kleine Kügelchen aus Gestein, das bei Temperaturen über 2000 Grad geschmolzen und dann im freien Fall in der Luft erstarrt sein muss. Die einzig mögliche Erklärung für diese Mineralien sei ein Asteroideneinschlag, so Sharma. Die chemische Zusammensetzung der Gesteinskügelchen deutet darauf hin, dass das Material aus dem heutigen Quebec stammt. Bislang konnten die Forscher aber keinen passenden Einschlagkrater lokalisieren. In der Online-Ausgabe des Fachblatts „Nature“ spricht sich der Paläobiologe Steven Stanley von der University of Hawaii für eine Synthese aus beiden Theorien aus: Der Einschlag könnte, so der Wissenschaftler, den Zusammenbruch der Eisbarriere ausgelöst haben.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2013/asteroideneinschlag-kuehlte-die-erde/