Aktiver Vulkan stoppt Bruchzone nach Erdbeben

Geowissenschaftler haben in Japan die Wechselwirkung zwischen Erdbeben und Vulkanismus untersucht.

Jan Oliver Löfken

Grünliche Satellitenaufnahme des Vulkans Aso und seiner Umgebung

Im April 2016 erschütterte ein schweres Erdbeben von der Stärke 7,1 die südjapanische Insel Kyūshū. Dabei entstand ein etwa vierzig Kilometer langer Bruch, der jedoch offenbar von dem Vulkan Aso gestoppt wurde. Geowissenschaftler präsentieren nun in der Fachzeitschrift „Science“ ihre Analyse von dieser ungewöhnlichen Wechselwirkung zwischen Erdbeben und Vulkanismus. Dabei warnen sie, dass das Erdbeben auch zu einem vorzeitigen Ausbruch des Vulkans führen könnte.

„Bisher war ungeklärt, wie Vulkane die Ausbreitung einer Bruchzone nach einem Erdbeben beeinflussen könnten“, sagt Aiming Lin von der Universität Kyoto. Doch nachdem sich in der Nähe des Vulkans Aso am 16. April 2016 ein starkes Beben ereignet hatte, erkannten Lin und seine Kollegen die Chance, den Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanismus genauer untersuchen zu können. Nur einen Tag nach dem Beben untersuchten sie das Gelände nach Bruchzonen, zeichneten diese mit einer fliegenden Drohnenkamera auf und verglichen die Strukturen mit Geländebildern vor dem Starkbeben.

Ihre Aufnahmen zeigen einen etwa vierzig Kilometer langen und bis zu einem halben Meter breiten Bruch, der sich vom Epizentrum des Bebens bis zum Vulkan Aso erstreckt. Er reicht bis in die Caldera des Vulkans und zerteilt diese. Inmitten des vulkanischen Gebiets jedoch endet die Bruchzone abrupt. Dafür machen Lin und Kollegen die Magmakammer unter dem Vulkan verantwortlich. Denn aufgeschmolzenes, zähflüssiges Gestein konnte die beim Erdbeben wirkenden Kräfte absorbieren und ein weiteres Aufbrechen der darüberliegenden harten Gesteinsschichten vermeiden.

Durch das Beben veränderte sich auch die Gesteinsstruktur im Bereich des Vulkans. Wahrscheinlich bildeten sich neue Kanäle, durch die Magma bei einem Ausbruch an die Erdoberfläche gelangen könnte. So gehen die Forscher davon aus, dass sich die Dynamik des Vulkans Aso durch das Starkbeben veränderte und das Ausbruchrisiko neu abgeschätzt werden müsse. Ein kleiner Ausbruch am 8. Oktober 2016 lieferte eine verblüffende Bestätigung dieser Annahme. „Wir sind überrascht, dass der Vulkan Aso nach einer kurzen Ruhezeit von 36 Jahren erneut ausbrechen konnte“, sagt Lin, obwohl er mit seinen Kollegen eine plausible Erklärung für diesen Ausbruch liefern konnte.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2016/aktiver-vulkan-stoppt-bruchzone-nach-erdbeben/