Tropische Wirbelstürme ziehen langsamer
Sven Titz
Die meisten tropischen Wirbelstürme bewegen sich mit einer Geschwindigkeit zwischen fünf und dreißig Kilometern pro Stunde fort – also etwa so schnell wie ein Wanderer oder Radfahrer. James Kossin von der University of Wisconsin berichtet nun in der Fachzeitschrift „Nature“, dass die Zuggeschwindigkeit der Stürme zwischen 1949 und 2016 abnahm. Die Ursache für die Verlangsamung ist noch unbekannt. Doch möglicherweise trug sie dazu bei, dass von Wirbelstürmen verursachte Regenfälle lokal stärker ausfielen.
Kossin wertete für seine Studie verschiedene Datenbanken aus, in denen die Bahnen von Wirbelstürmen gespeichert sind. Seine Analyse ergab, dass die Zuggeschwindigkeit im Nordwesten des Pazifiks um zwanzig Prozent abnahm. Für Stürme über Land betrug der Rückgang in dieser Region – über die immerhin ein Drittel aller Wirbelstürme weltweit zieht – sogar dreißig Prozent. Die tropischen Wirbelstürme, die über Landgebiete am Nordatlantik oder über Australien wanderten, wurden zwanzig Prozent langsamer. In manchen Regionen änderte sich die Zuggeschwindigkeit wiederum kaum. Eine Beschleunigung fand Kossin nur im Indischen Ozean und in den Subtropen der Südhalbkugel.
Kossin mutmaßt, dass die Verlangsamung der Stürme auf die globale Erwärmung zurückzuführen sein könnte. Computersimulationen von anderen Forschergruppen liefern indes sehr unterschiedliche Ergebnisse: Manche zeigen eine Zunahme der Zuggeschwindigkeit infolge der globalen Erwärmung, andere eine Abnahme. Wieder andere zeigen gar keine Veränderung.
Die Auswirkungen der verlangsamten Stürme lassen sich dagegen besser abschätzen. So haben sich vermutlich Regenmengen lokal vergrößert und Überschwemmungen verstärkt. Denn zieht ein Sturm langsamer über eine bestimmte Region, können sich dort größere Regenmengen ansammeln. Zudem kommt ein weiterer Effekt zum Tragen: Je wärmer Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie speichern – sieben Prozent pro Grad Celsius – und desto stärker kann es anschließend regnen. Als Beispiel für die Kombination dieser beiden Mechanismen nennt Kossin den Hurrikan Harvey, der 2017 die Küste von Texas unter Wasser setzte.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2018/tropische-wirbelstuerme-ziehen-langsamer/