Sturmfluten im Jahr 2100

Um zukünftige Flutschäden besser abzuschätzen, haben Forscher das Risiko von regionalen Überflutungen nun im Detail bis zum Jahr 2100 analysiert.

Jan Oliver Löfken

Das Bild zeigt rechts das Meer und links einen Deich.

Kurt30/iStock

Insgesamt erstreckt sich die europäische Küste über mehr als 37 000 Kilometer. Bis zum Jahr 2100 wird diese Küstenlinie stark von einem ansteigenden Meeresspiegel um mindestens einen Meter betroffen sein. Doch das Risiko für Überflutungen schwankt sehr stark zwischen den verschiedenen Küstenregionen wie Finnland oder Portugal. Um zukünftige Flutschäden besser vorherzusagen, haben Forscher die regionale Flutgefahr nun im Detail analysiert. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten, könnte ein intensiver Deichbau in ausgewählten Regionen Europas etwa 83 Prozent der drohenden Flutschäden vermeiden.

Zunächst untersuchten Michalis Vousdoukas vom Joint Research Center in Ispra und seine Kollegen die Flutrisiken entlang der europäischen Küste. Dabei betrachteten sie die extremen Pegelstände bei Sturmfluten für zwei mögliche Szenarien des Klimawandels – unveränderte und stark reduzierte Emission von Kohlenstoffdioxid. Bei einer starken Reduktion der CO2-Konzentration in der Atmosphäre von heute etwa 410 CO2-Anteilen pro Million auf 650 Anteile pro Million, rechnen die Forscher mit bis zu 76 Zentimeter höheren Flutpegeln. Bei unveränderter CO2-Emission würde die Konzentration bis 2100 dagegen auf mehr als 1370 Anteile pro Million ansteigen. Das wiederum würde einen Anstieg der Flutpegel um mit bis zu 172 Zentimeter verursachen, wovon die Nordseeküsten von Norwegen bis Belgien am stärksten betroffen wären.

Wegen milderer Stürme rechnen die Forscher an den Atlantikküsten von Spanien und Portugal und entlang der Mittelmeerküsten mit etwas geringeren Flutschäden. Auch im Ostseeraum sehen sie ein geringeres Sturmflutrisiko trotz höherer Pegelstände. Insbesondere wären Finnland und Schweden entlang ihrer nördlichen Ostseeküsten wenig von Flutschäden betroffen, da sich die skandinavische Landmasse dort nach dem Abschmelzen der Gletscher der letzten Eiszeit noch immer um etwa ein Zentimeter pro Jahr hebt. Auf Basis der beiden Szenarien berechneten Vousdoukas und seine Kollegen, an welchen Küsten sich ein intensiver und teurer Deichbau lohnen könnte. Es zeigte sich, das vor allem in den stark besiedelten Küstenregionen Deiche – trotz hoher Baukosten – ein Vielfaches an Werten schützen könnten.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2020/sturmfluten-im-jahr-2100/