Neues Klimamodell beleuchtet Anstieg des Meeresspiegels

In ihrem komplexen Klimamodell haben Forscher das Wechselspiel zwischen Eisflächen, dem Ozean und der Erdatmosphäre berücksichtigt.

Jan Oliver Löfken

Zahlreiche Eisberge im Meer

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Die zunehmende Erderwärmung ließ den mittleren Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert weltweit bereits um etwa 20 Zentimeter ansteigen. Bis zum Jahr 2150 gehen heutige Klimamodelle von einem Anstieg um 1,4 Meter aus – bei einem Temperaturanstieg zwischen 2,6 und 4,1 Grad Celsius. Diesen Trend bestätigt nun ein neues Klimamodell, das zusätzlich auch das komplexe Wechselspiel zwischen den Eisflächen, dem Ozean und der Erdatmosphäre berücksichtigt. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten, könne der langfristige Anstieg des Meeresspiegels nur vermieden werden, wenn die globale Erderwärmung auf maximal 1,8 Grad Celsius begrenzt werde.

Zwei Effekte sind wesentlich für den Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich: Bei steigenden Temperaturen schmelzen zum einen Eisschilde und Gletscher ab, zum anderen dehnt sich das Wasser in den Ozeanen aus. Die Auswirkungen dieser beiden Effekte lassen sich mit Klimamodellen anhand der global steigenden Temperaturen abschätzen. Doch zusätzlich treten komplexe Wechselwirkungen zwischen den Eisschilden, Eisbergen, dem Ozean und der Erdatmosphäre auf. Wie diese sich gegenseitig beeinflussen, betrachteten Jun-Young Park von der Universität Busan in Südkorea und seine Kollegen nun mithilfe eines neuen Klimamodells genauer.

Das neue Klimamodell berücksichtigt das Erdklima bis 8000 Jahre zurück in die Vergangenheit und simuliert ausgehend von aktuellen Messdaten, wie sich der Meeresspiegel bis in die Mitte des kommenden Jahrhunderts entwickeln wird. Ihren Fokus legten die Forscher dabei auf die schmelzenden Eismassen Grönlands und der Antarktis. So flossen in ihr Klimamodell beispielsweise Erkenntnisse über Schmelzwasser ein, das sich an der Unterseite der Eisschilde bildet. Dort beschleunigt es das Abrutschen von Eismassen ins Meer, die dann Eisberge bilden und den Meeresspiegel erhöhen. Doch die Forscher konnten auch Effekte ermitteln, die den Eisschwund bremsen: So führt die steigende Erderwärmung beispielsweise zu einem erhöhten Niederschlag, der als Schnee dem Abschmelzen der Eismassen in zentralen Bereichen Grönlands und der Antarktis entgegenwirkt.

Insgesamt bestätigt das neue, umfassendere Modell zum Meeresspiegelanstieg die Ergebnisse älterer Klimamodelle. Doch Park und seine Kollegen konnten die wahrscheinlichen Entwicklungen in Grönland und der Antarktis genauer simulieren. So rechnen sie damit, dass durch das Kalben von Gletschern in der Antarktis immer mehr Eisberge entstehen. Sollte die Erderwärmung fortschreiten und die Durchschnittstemperatur um 2,6 bis 4,1 Grad Celsius steigen, werden Grönland und die Antarktis jeweils für einen Meeresspiegelanstieg von 60 bis 70 Zentimeter in den nächsten 130 Jahren verantwortlich sein.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2023/klimawandel-neues-klimamodell-beleuchtet-anstieg-des-meeresspiegel/