Atlas der Waldbrände

Satellitendaten über elf Jahre zeigen, was Waldbrände in arktischen Regionen begünstigt – daraus entwickelte ein Team eine Klassifizierung mit unterschiedlichen Brandrisiken.

Jan Oliver Löfken

Luftaufnahme eines brennenden Nadelwaldes, von dem eine große Rauchwolke in den Himmel zieht

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Ausgedehnte Waldbrände in Griechenland, Südfrankreich und der Türkei zerstörten auch diesen Sommer wieder tausende Hektar Wald. Dazu trugen ausgedörrte Wälder, lange Trockenheit und Hitze bei. Aber auch in arktischen Regionen weit im Norden vernichten Waldbrände alljährlich riesige Flächen. Nun analysierte ein Forschungsteam Brände in den Jahren von 2012 bis 2023 in Kanada und Sibirien. In der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ präsentiert es einen Feueratlas – und ordnete darin ein, wie verschiedene Faktoren vom Klimawandel bis zur Besiedlung zu den arktischen Waldbränden beitragen.

Für ihren Feueratlas griffen Rebecca Scholten von der University of California in Irvine und ihr Team auf Satellitenbilder mit einem Detektor namens VIIRS zurück, der sichtbares Licht und Infrarotstrahlung aufnimmt. Aus dessen Aufnahmen zweimal täglich lassen sich Ursachen, Ausdehnung und Dauer von Waldbränden bestimmen. Insgesamt identifizierten die Forschenden 26 502 Waldbrände zwischen den Jahren 2012 und 2021, die insgesamt 1,12 Millionen Quadratkilometer Wald zerstörten. Das entspricht etwa der dreifachen Fläche Deutschlands.

Wetter, Bevölkerungsdichte und Baumart beeinflussen Waldbrände

Doch Waldbrand ist nicht gleich Waldbrand. So ordneten die Forschenden die beobachteten Brände in sieben sogenannte Pyroregionen ein – mit unterschiedlichen Ursachen, Verläufen und Ausdehnungen: Am häufigsten brannte es rund um den Baikalsee im Süden Sibiriens und in Jakutien im Osten Russlands. In dichter besiedelten Pyroregionen – wie etwa dem südlichen Sibirien – kommt es zwar früher im Jahresverlauf häufiger zu versehentlich oder absichtlich gelegten Waldbränden. Doch breiten sich die Brände dort seltener auf große Flächen aus. Denn die Flächen werden stärker bewirtschaftet, die Wälder gepflegt und Brandschneisen angelegt. Zudem ist die Feuerwehr für Löscheinsätze hier schneller zur Stelle.

Auf die Wälder in Kanada, Ostsibirien und in der nördlichen Tundra Russlands wirkten sich wiederum vor allem typische Folgen der Erderwärmung aus: hohe Temperaturen, Trockenheit und häufige Blitze. Maßgeblich ist auch die Art des Walds: So ist in Fichtenwäldern, wie sie weiter im Norden vermehrt vorkommen, die Gefahr für ausgedehnte Waldbrände größer als in Wäldern im Nordosten des eurasischen Kontinents. Denn dort dominieren Lärchen – und diese sind widerstandsfähiger gegenüber Feuer.

Mit der Einteilung in verschiedene Pyroregionen hilft diese Studie, Waldbrände besser zu verstehen, zu vermeiden und zu bekämpfen, etwa durch Waldschneisen in dünner besiedelten Regionen. Zwar sind die Ergebnisse nicht direkt auf andere Waldbrandregionen – vor allem im Mittelmeerraum – übertragbar, denn dort ist die Besiedelung deutlich dichter als in arktischen Regionen. Jedoch sehen die Forschenden um Scholten gute Chancen, dass sich ihre Methodik übertragen lässt, um einen vergleichbaren Feueratlas auch für andere Regionen zu erstellen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2024/klimaforschung-atlas-der-waldbraende/