Sensorweste meldet Stress
Textilsensoren messen die Muskelspannung - Sportler können so Bewegungsabläufe optimieren.
Berlin/Leuven (Belgien) - Steigt der Stress, so verändert sich die Muskelspannung - ein kaum spürbares, synchrones Zittern geht über die Haut, das spezielle Sensoren aber wahrnehmen können. Statt diese wie üblich auf die Haut zu kleben, webte sie ein deutsch-belgisches Team jetzt in eine Weste ein: Die Textilsensoren samt Auswerte-Elektronik geben Rückmeldung über die aktuelle Spannung der Muskulatur. Damit lassen sich nicht nur wissenschaftliche Studien über Stress und Belastungsintensität mit einer unauffälligen Messmethode durchführen, berichten die Forscher. Sportler können mithilfe der Weste auch feststellen, wann das Training an ihre Leistungsgrenze geht - sie können sogar die optimale Bewegung trainieren, weil die Weste zeigt, welche Muskelgruppen gerade aktiv sind. Dies zeigte in Tests an Feldhockeyspielern bereits Erfolge: Die Sportler verbesserten den Zeitpunkt ihres Abschlags und schlugen den Ball deutlich weiter als zuvor. Doch auch andere Einsatzfelder sind denkbar, so das Entwicklerteam im EU-Projekt ConText: Arbeitsmediziner können mithilfe der Sensorweste feststellen, wann körperlich Arbeitende zu schwer heben. Und Computerspieler könnten über gezieltes Anspannen der Oberkörpermuskulatur ihre Spiele oder auch einzelne Spielfiguren auf dem Bildschirm steuern. Letztendlich ergeben sich daraus obendrein auch neue Steuerungsmöglichkeiten für körperlich Behinderte.
"Wichtigste Voraussetzung für den Alltagseinsatz ist eine robuste Elektronik", erklärt Torsten Linz vom Berliner Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM). Sein Team entwickelte die wasser- und schweißfeste Verpackung der eingewebten Sensoren, der leitfähigen Fasern und der Auswertungselektronik - die Idee zur Weste stammt von Biomedizinern der Katholischen Universität Leuven. Die Sensoren aus silberbeschichteten Fasern sind rund 12 Millimeter breit und nehmen das schwache elektrische Feld wahr, das sich durch die Erregung der Muskelfasern aufbaut. Die per Schaltkreis verstärkten Signale werden an eine Auswerte-Elektronik gesendet, die in den kommenden Monaten ebenfalls in die Weste integriert werden soll. Wasserdichte Anschlüsse, stabile Metallfasern und robuste Sensorköpfe sind entwickelt und gegen Funkstrahlung von außen abgeschirmt, so dass keine externen Signalstörungen die Muskel-Meldungen verfälschen können.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/leben/nachrichten/2008/sensorweste-meldet-stress/