Spitzengerät für die Hirnforschung geht an den Start

Das Forschungszentrum Jülich und Siemens stellten am 29.04.09 einen Tomografen mit höchster Auflösung vor. Den Jülicher Hirnforschern steht jetzt ein Magnetresonanztomograf (MRT) für bildgebende Verfahren mit der außergewöhnlich hohen Feldstärke von 9,4 Tesla zur Verfügung. Das Gerät wurde heute durch den Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesforschungsministerin Thomas Rachel MdB und den nordrhein-westfälischen Innovationsminister Andreas Pinkwart offiziell eingeweiht.

Einweihung des 9,4-T-MR-PET

Einweihung des 9,4-T-MR-PET

Jülich - Der Magnet ist das Kernstück eines einzigartigen Geräts, das Jülicher Forscher in Kooperation mit der Siemens AG entwickelt haben. Kombiniert mit einem Positronenemissionstomografen (PET), der noch installiert wird, besitzt das Forschungszentrum Jülich dann das feldstärkste Hybridgerät, das weltweit für den Einsatz am Menschen zur Verfügung steht.

Das neue Gerät wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Firma Siemens finanziert. „"Der demografische Wandel fordert neue diagnostische und therapeutische Verfahren, gerade im Bereich der Demenzerkrankungen“," erläutert Staatssekretär Thomas Rachel den Hintergrund der BMBF-Beteiligung an der Finanzierung des Tomografen mit fast 10 Millionen Euro. "„Mit dem neuen Hybridgerät geben wir den Jülicher Forschern und ihren Kooperationspartnern in der Region ein extrem leistungsfähiges Werkzeug an die Hand, um die Türen zur Erforschung neuer Diagnoseverfahren und Therapien für Demenzerkrankte aufzustoßen.“"

Der 9,4-Tesla-Magnetresonanztomograf ist bis zu sechs Mal stärker als herkömmliche Geräte und rund 200.000 Mal stärker als das Magnetfeld der Erde. "„Mit dem neuen Gerät werden wir künftig verschiedene Aspekte des Stoffwechsels im Gehirn mit MRT und PET gleichzeitig untersuchen können. Dies eröffnet uns neue Horizonte“," erklärt Jon Shah, Direktor am Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin und Leiter des „"9komma4"“-Projekts. „"Wir werden Gehirnstrukturen erkennen können, die kleiner als ein Zehntel Millimeter sind. Dies ermöglicht uns, Veränderungen im Verlauf von neurologischen Erkrankungen früher zu entdecken als bisher.“"

Der neue Prototyp ist eine technologische Pionierleistung. Denn bislang konnte man einen MRT mit einer Feldstärke von 9,4 Tesla und PET nicht in einem Gerät integrieren. Die bisherige PET-Technik zur Signalerfassung versagt in einem starken Magnetfeld. Deshalb benutzt der PET-Detektor mit Avalanche-Fotodioden nun Halbleiter-Bauelemente, die auch in einem Magnetfeld arbeiten können.

Neben der technologischen Herausforderung sieht Karl Zilles, Direktor am Institut für Neurowissenschaften und Medizin, in der Entwicklung von Hybridsystemen einen entscheidenden Durchbruch auf dem Weg zu völlig neuen Perspektiven für die neurologische Forschung: "„Jetzt können erstmals gleichzeitig Struktur, Funktion und molekulare Prozesse im Gehirn eines lebenden Menschen untersucht und ihre Wechselwirkungen sowie Therapieeffekte auf allen Ebenen analysiert werden.“"

 

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/leben/nachrichten/2009/spitzengeraet-fuer-die-hirnforschung-geht-an-den-start/