Langer Hebel für fallende Eidechsen

Statt den Körper zu verdrehen wie Katzen, rotieren Echsen mit Schwanzschlägen – Vorbild für sicher landende Roboter.

Dörte Saße

Salzburg (Österreich)/Berkeley (USA) – Andere Tierart, andere Methode: Beim Absturz fallen Katzen anders als Eidechsen, auch wenn sich beide in der Luft drehen, um sicher auf den Füßen zu landen. Das berichten Forscher, die jetzt die Falltechnik der Echsen näher untersucht haben. Denn für Katzen ist lange bekannt, dass sie ihren biegsamen Rumpf verdrehen – beim starreren Körper der Eidechsen ist das kaum möglich. Diese nutzen aber ihren langen Schwanz als Drehhebel und rotieren so mit dem ganzen Körper, berichteten die Forscher auf einer Konferenz der „Society for Experimental Biology“ in Salzburg. Ihre Experimente mit einem simplen Eidechsenroboter bestätigen die Analysen.

Schwarz-weiß Bild einer Eidechse, die mit dem Rücken zuerst nach unten fällt. Der lange Schwanz hängt nach unten.

Fallende Eidechse

„Es ist nicht direkt offensichtlich, welchen Mechanismus ein Tier nutzt, um sich in der Luft aufzurichten und ein Über-Kopf-Fallen zu korrigieren“, erklärte Ardian Jusufi von der University of California, Berkeley. „Je nach Körpergröße, Morphologie und Massenverteilung gibt es viele Strategien für Tiere, dies zu bewerkstelligen.“ Für Eidechsen und vermutlich andere Tiere mit vergleichsweise langen Schwänzen ist der Fall nun offenbar geklärt. Jusufi und seine Kollegen der Abteilung für Integrative Biologie hatten Hochgeschwindigkeitsvideos von zwei verbreiteten kleinen Echsenarten aufgenommen, dem Saumschwanz-Hausgecko und dem Rotkehl-Anolis. Die Analyse zeigte, dass beide Echsen ihren Schwanz gezielt in eine Richtung schwingen, um den Körper in die andere Richtung zu drehen.

Dabei muss der Gecko seinen kürzeren Schwanz – bezogen auf die Körperlänge – in einem größeren Winkel vom Körper abstrecken, während der Anolis mit doppelt so langem Schwanz weniger heftige Bewegungen mit kleinerem Winkel benötigt. Aus den Beobachtungen der fallenden Körper erstellte Jusufis Team ein dreidimensionales mathematisches Modell, das wiederum zu einem schlichten zweiteiligen Roboter führte. Der „RightingBot“, der „AufrichtRoboter“, besteht aus einem starren Körper, Schwanz und einem Gelenk, das beides miteinander verbindet. Er war in den Fallexperimenten tatsächlich in der Lage, sich mit einem Schlag des Schwanzes mitten in der Luft aufzurichten. Er könnte als Vorbild für künftige, sich stabilisierende Luft- oder Landroboter dienen, die Gefahr laufen, in unwegsamem Gelände abzustürzen, so Jusufi. Eidechsen geschieht das in ihrer natürlichen Umgebung nicht nur beim Kampf ums Territorium, sondern auch auf der Nahrungssuche oder gar bei der Paarung

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/leben/nachrichten/2012/langer-hebel-fuer-fallende-eidechsen/