Ziegel aus Asche -- nicht nur umweltfreundlich, auch gesund
Ziegelsteine aus Flugasche sind gleich dreifach "grün": Zum einen nutzen sie, was sonst Deponiemüll wäre, zum anderen benötigen sie zur Herstellung keine Brennofen-Energie wie herkömmliche Ziegel. Doch obendrein, so stellten US-Forscher jetzt überrascht fest, verbessern die Bausteine auch die Raumluft.
Columbia (USA) - Statt dass die Steine winzige Mengen an Quecksilber abgeben, wie man befürchtet hatte, binden sie offenbar Quecksilberspuren aus der Luft. Die Flugasche-Bausteine entstehen bei Raumtemperatur, wirken nach Färbung und Formgebung wie herkömmliche Backsteine und erfüllen die Stabilitätskriterien der US-Baubehörden. Derzeit arbeiten die Forscher an der Marktreife.
"Ziegelsteine herzustellen erfordert Brennöfen mit hohen Temperaturen. Das verschwendet Energie, verschmutzt die Luft und erzeugt Treibhausgase, die zur globalen Erwärmung beitragen", erklärt Henry Liu, emeritierter Professor für Ingenieurwesen, Kopf der Freight Pipeline Company (FPC) und unterstützt von der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF). Lius Asche-Steine entstehen bei Raumtemperatur. Die Flugasche ist ein Nebenprodukt der Kohleverbrennung, die in Kraftwerken durch Rauchgasentstaubungsanlagen abgeschieden wird. Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit widerstehen die Steine jetzt Frost, Nässe und Hitze und entsprechen den Anforderungen der Bautechnik.
Während Flugasche aus Müllverbrennungsanlagen giftige Schwermetalle enthält und zwangsläufig auf Sondermülldeponien gelagert wird, landet die Flugasche aus Kohlekraftwerken vor allem wegen ihrer großen Mengen auf den Deponien. Nur etwa ein Drittel der Millionen anfallenden Tonnen wird bisher als Zusatz zu Beton und anderen Baustoffen wiederverwertet. Da die Kohlekraftwerk-Flugasche aber geringe Mengen an Quecksilber enthalten kann, hatte Lius Forscherteam befürchtet, diese Spuren könnten in die Raumluft austreten. In Tests in geschlossenen Luftkammern zeigte sich jedoch das Gegenteil: Normale Durchschnittsluft enthält selbst ein bis mehrere Nanogramm Quecksilber pro Kubikmeter Luft, weit unter den gesundheitlich wichtigen Grenzen -- und solcher Luft entzogen die Asche-Steine im Experiment mehr als die Hälfte der Quecksilbermengen. Die Forscher wollen nun weiter untersuchen, wie das Material das Quecksilber aufnimmt und wie fest es dann gebunden ist.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/materie/nachrichten/2007/ziegel-aus-asche-nicht-nur-umweltfreundlich-auch-gesund/