Vergoldete Ornamente färben sich violett

Oberhalb der südspanischen Stadt Granada erhebt sich die Alhambra, eine riesige, palastartige Burganlage aus dem Mittelalter. Mit ihren einzigartigen historischen Ornamenten zieht das Weltkulturerbe zahlreiche Besucher an. Doch die Vergoldung einiger Ornamente zeigt inzwischen eine bisher unerklärte Violettfärbung. Zwei Forscherinnen gingen dieser ungewöhnlichen Färbung nun auf den Grund. Wie sie in der Fachzeitschrift „Science Advances“ berichten, sind offenbar komplexe Prozesse, bei denen sich winzige Nanoteilchen bildeten, für die Verfärbung verantwortlich.

Für ihre Analysen entnahmen Carolina Cardell und Isabel Guerra von der Universität Granada winzige Proben von den violett verfärbten Ornamenten. Diese Proben untersuchten sie sowohl mit hochauflösenden Elektronenmikroskopen als auch mit spektroskopischen Methoden. Dadurch entschlüsselten sie die genaue Zusammensetzung der Materialproben und entdeckten winzige Nanoteilchen aus Gold – mit nur etwa 70 Nanometer Durchmesser.

Deckenornamente der Alhambra

Die Wissenschaftlerinnen machen diese Teilchen für die violett gefärbte Vergoldung verantwortlich. Ihrer Erklärung nach entstehen die nur wenige Nanometer kleinen Goldpartikel durch einen komplexen, natürlichen Zerfallsprozess an der vergoldeten Ornamentoberfläche. Dabei spielten auch weitere Substanzen wie Silber, Zinn und Gips eine Rolle, die beim Vergolden vor mehreren Jahrhunderten oder später zum Schutz der Ornamente aufgetragen wurden. So sollen elektrochemische Vorgänge dazu geführt haben, dass sich die ursprüngliche Goldschicht teilweise aufgelöst und sich anschließend Nanoteilchen aus Gold abgelagert haben. Diese reflektieren nun andere Wellenlängen des einfallenden Lichts als die Oberfläche zuvor – die vormals goldfarbenen Schichten erscheinen nun in einem kräftigen Violett.

Diese Analyse liefert eine plausible Erklärung für die ungewöhnliche Violettfärbung der ursprünglich schillernd goldenen Oberflächen. Solche Verfärbungen treten aber nicht nur in der Alhambra, sondern auch an anderen historischen Monumenten und Kunstwerken auf. Auch dort könnten sich – so die Forscherinnen – Nanoteilchen aus Gold finden lassen.