Glas für den Kompost

Ein Forschungsteam hat ein neuartiges Glas entwickelt, das sich biologisch abbauen lässt.

Dirk Eidemüller

Glasscherben auf dem Boden

nzfhatipoglu/iStock

Glas ist lichtdurchlässig, hart und beständig und daher ein beliebtes Material – etwa für Fenster, Trinkgläser, Linsen und viele andere Gegenstände. Doch geht Glas zu Bruch, bleiben gefährliche Scherben zurück. Und auch andere Abfälle aus Glas sind nicht biologisch abbaubar. Ein Forschungsteam hat sich nun dieses Problems angenommen. Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der neuen Ausgabe des Fachblatts „Science Advances“ berichten, ist es ihnen gelungen, ein biologisch abbaubares Glas zu entwickeln.

Glas kann aus unterschiedlichen Stoffen bestehen: Trink- oder Fenstergläser setzen sich beispielsweise aus Silikaten wie Quarz zusammen und Acrylgläser aus transparenten Kunststoffen. Beide Arten von Gläsern lassen sich jedoch nicht ohne Weiteres biologisch abbauen. Zwar könnte man Gläser auch aus anderen Stoffen herstellen, doch die Eigenschaften der meisten biologisch verwertbaren Materialien sind für die Glasproduktion ungeeignet. Denn Biomoleküle sind besonders temperaturempfindlich und werden daher in der glühenden Schmelze, in der Gläser erzeugt werden, zerstört.

Xuehai Yan von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und sein Team haben nun eine Stoffmischung gefunden, die sowohl biologisch abbaubar als auch ausreichend hitzeresistent ist. Sie verwendeten modifizierte Aminosäuren und Peptide – also kleine Moleküle, die aus Aminosäuren aufgebaut sind –, um sie gemeinsam zu schmelzen und so Glas herzustellen. Anschließend analysierten die Forschenden ihr recycelbares Glas und stellten sehr gute optische und gute mechanische Eigenschaften fest.

Obwohl sich das Material gut verarbeiten lässt, ist es von einer kommerziellen Umsetzung noch ein ganzes Stück entfernt. Die Ausgangsstoffe sind nicht nur zu teuer für herkömmliche Anwendungen. Auch die Einsatzzwecke sind begrenzt, da sich das Glas unter bestimmten Umständen zu ungewollter Zeit zersetzen könnte.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/materie/nachrichten/2023/materialforschung-glas-fuer-den-kompost/