Plasma-Nadel statt Zahnarzt-Bohrer und Desinfektionsspülung

Ein feiner Strahl aus Gasmolekülen könnte die Zahnbehandlung künftig weitgehend schmerzlos gestalten.

Eindhoven (Niederlande) - Eine so genannte "Plasmanadel" aus den Niederlanden tötet die Bakterien in Zahnlöchern oder im Mundraum ab. Mit dem Gerät ist es dem Forscherteam erstmals gelungen, dass ein Plasmastrahl aus geladenen Gasmolekülen nicht im Vakuum sondern in normaler Umgebungsluft arbeitet. Doch das Einsatzfeld muss nicht auf die Zahnbehandlung beschränkt bleiben, so die Forscher: Der kalte Strahl aus Stickoxid kann bei anderer Einstellung auch gezielt einzelne Zellbereiche vernichten und damit Tumoren herausschneiden helfen. Zudem hat Stickstoffmonoxid im Körper die Funktion eines Botenstoffs, etwa beim Kampf gegen Entzündungen und Infektionen. Und derzeit arbeitet das Team daran, die Plasmanadel mit einem Katheter zu koppeln, um eines Tages blockierte Blutgefäße an Ort und Stelle wieder zu öffnen.

Die Plasmanadel besteht aus einem fünf Zentimeter langen Wolframdraht als Elektrode in einem dünnen, gasgefüllten Quarzröhrchen. Legt man eine Spannung an, so zerlegt das elektrische Feld die Gasmoleküle. An der Spitze des Drahtes entsteht ein feiner, kalt glühender Plasma-Funke, berichtet das Team um Eva Stoffels-Adamowicz von der Technischen Universität Eindhoven im Fachblatt "Plasma Sources Science and Technology". Dies funktioniert auch bei niedriger Energie effizient, wenn sich im Röhrchen ein Gemisch aus Helium und Luft -- also Stickstoff und Sauerstoff -- befindet. Dabei entsteht im Plasmastrahl ein großer Anteil an Stickstoffmonoxid. Die genauen Abläufe für das Funktionieren sind den Forschern allerdings noch unklar.

Stickstoffmonoxid fungiert im Körper als wichtiger Botenstoff, oder als chemische Keule des Immunsystems, wenn es gegen Infektionen und Entzündungen vorgeht oder Bakterien abtötet.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/nachrichten/2006/plasma-nadel-statt-zahnarzt-bohrer-und-desinfektionsspuelung/