Mehr Elektroschrott wegen Künstlicher Intelligenz
Der Boom von KI-Anwendungen kostet viele Ressourcen. Allein der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren könnte sich nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA schon 2026 auf gut 1000 Terawattstunden verdoppeln. Dieser Stromhunger lässt Techkonzerne wie Google bereits an den Bau eigener Kernkraftwerke denken. Aber auch auf der Hardwareseite drohen unerwünschte Folgen: noch mehr Elektroschrott wie beispielsweise ausgediente Prozessoren oder Datenspeicher. Diese Konsequenzen des Trends zu immer leistungsfähigeren Rechenzentren analysierte nun eine Forschungsgruppe. In der Fachzeitschrift „Nature Computational Science“ beziffert sie erstmals die Mengen an Elektroschrott, die in den KI-Rechenzentren jedes Jahr anfallen könnten: Allein im Jahr 2030 könnten es mehrere Millionen Tonnen sein.
Peng Wang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Xiamen entwickelte zusammen mit weiteren Forschenden vier Szenarien für den zu erwartenden Elektroschrott. Ihnen zufolge werden die geringsten Mengen anfallen, wenn nur Expertinnen und Experten auf künstlicher Intelligenz basierende Sprachmodelle für spezielle Anwendungen nutzen. In diesem Fall prognostizieren Wang und sein Team 400 000 Tonnen Elektroschrott für das Jahr 2030. Sollten KI-Anwendungen sehr viele Menschen begeistern und nahezu täglich im digitalen Alltag genutzt werden, sei 2030 mit einem Vielfachen dieser Menge von etwa 2,5 Millionen Tonnen zu rechnen.
Müll entspricht 13 Milliarden Smartphones
Im Vergleich zur Gesamtmenge an Elektroschrott – allein dieses Jahr könnten gut 60 Millionen Tonnen anfallen – erscheinen diese Zahlen klein. Doch stellen die Mengen aus KI-Rechenzentren eine zusätzliche Schrottquelle dar, die bisher kaum anfiel. Um die Menge besser greifen zu können, ziehen die Forschenden einen Vergleich heran: So entspricht der im pessimistischen Szenario erwartete Elektroschrott aus KI-Rechenzentren gut 13 Milliarden Smartphones.
Doch die Studie bleibt nicht bei der Beschreibung eines kommenden Müllproblems stehen – die Forschenden weisen auch auf eine mögliche Lösung hin. So könnten die Hersteller der Elektronik, die für KI-Rechenzentren benötigt wird, schon jetzt die Weichen für ein effizienteres Recycling stellen. Einzelne Module wie etwa Netzteile oder Datenspeicher ließen sich beispielsweise länger nutzen als die Hochleistungsprozessoren. Zusätzlich könnte die Rückgewinnung wertvoller Metalle aus den Platinen weiter optimiert werden. Sollten die Chiphersteller die Stoffkreisläufe in ihrer Produktion konsequent ausbauen, ließe sich die Elektroschrottmenge um bis zu 86 Prozent reduzieren.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/nachrichten/2024/ki-mehr-elektroschrott-wegen-kuenstlicher-intelligenz/