Das zweite Auge des MAGIC-Teleskops
Zusammen mit MAGIC I (Major Atmospheric Gamma-ray Imaging Cherenkov) eröffnet das weltweit größte Gammastrahlenteleskop einen genaueren Blick in die Weiten des Weltalls. Die Untersuchung von Beschleunigungsmechanismen für Elementarteilchen in galaktischen und extragalaktischen Objekten soll neue und fundamentale Erkenntnisse über die Geschichte von gewaltigen Strahlungsvorgängen im Universum liefern.
Nach der „First Light Zeremonie“ am 24. April 2009 steht MAGIC Astronomen von zahlreichen Instituten zur Verfügung. Die aufgefangene Gammastrahlung stammt von den gewaltigsten Prozessen im Universum, wie Sternexplosionen, Pulsarwind-Nebeln und aktiven Galaxienkernen. Die hervorragenden atmosphärischen Bedingungen auf dem 2200 Meter hoch gelegenen Roque-de-los-Muchachos-Observatorium erlauben den MAGIC-Teleskopen, die hochenergetische Gammastrahlung durch Tscherenkow-Lichtblitze zu messen. Dieses bläuliche Licht wird von Sekundärteilchen ausgestrahlt, welche durch die ursprünglichen Gammastrahlen in der Atmosphäre erzeugt werden. Mit ihren beiden, im Durchmesser je 17 Meter großen, Spiegelflächen sind die MAGIC-Teleskope die größten Tscherenkow-Teleskope der Welt.
Seit 2004 MAGIC I seinen Betrieb aufgenommen hatte, konnten bereits eine Reihe herausragender Resultate gesammelt werden. So entdeckte MAGIC die beiden am weitesten entfernten aktiven Galaxienkerne im Gammalicht. Zudem konnte MAGIC vor kurzem erstmals gepulste hochenergetische Gammastrahlung vom Krebsnebel nachweisen.
Um die Gammastrahlung mit einer noch höheren Empfindlichkeit zu messen, begann die MAGIC-Kollaboration bereits 2005 mit der Konstruktion von MAGIC-II. Das zweite MAGIC-Teleskop entspricht weitestgehend dem ersten Teleskop mit einem mosaikartigen, 247 Quadratmeter großen Spiegel. Dieser wird getragen von einer besonders leichten und widerstandsfähigen Kohlefaserstruktur. Dank eines leistungsfähigen Antriebssystems kann das Teleskop innerhalb von 40 Sekunden jeden Punkt am Himmel anvisieren, um die mysteriösen kurzen Gammastrahlungsblitze („Gamma Ray Bursts“) zu untersuchen. 85 Meter voneinander entfernt können beide Teleskope stereoskopisch betrieben werden, das heißt die von den Gammastrahlungsblitzen erzeugten Lichtstrahlen in unserer Atmosphäre räumlich beobachten.
Die Wissenschaftler hoffen nun, viele neue und unverstandene Gammastrahlungs-Quellen zu entdecken. Abgesehen von den Untersuchungen der Gammaquellen selbst können sie auch zum tieferen Verständnis des gesamten Universums und grundlegender Physik beitragen, indem sie zur Suche nach dunkler Materie oder zu neuen Erkenntnissen über Quanteneffekte der Gravitation verhelfen. Erste Resultate von MAGIC-II werden voraussichtlich im Frühsommer 2009 vorliegen.
Eine große internationale Kollaboration baute und betreibt die MAGIC-Teleskope. Momentan besteht dieser Zusammenschluss aus etwa 150 Wissenschaftlern aus Instituten aus Deutschland, Italien, Spanien, der Schweiz, Polen, Finnland, Kroatien, Bulgarien und den USA, welche sich auch die geschätzten vier Millionen Euro Baukosten des zweiten Teleskops geteilt haben. Das Max-Planck-Institut für Physik in München nimmt innerhalb von MAGIC eine führende Rolle ein. Aus Deutschland sind weiterhin die Universitäten Würzburg und Dortmund sowie das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY am Standort Zeuthen beteiligt.
Welt der Physik sprach im Vorfeld der MAGIC II-Eröffnung auf La Palma mit dem Technischen Koordinator des Projekts, Markus Garczarczyk. Hören Sie hier das Interview über die Hintergründe von MAGIC.
Max-Planck-Institut für Physik CC by-nc-nd
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/kosmische-strahlung/detektoren/magic-ii/