"Sternenstaub" revidiert Bild von der Entstehung des Sonnensystems
Im jungen Sonnensystem ging es erheblich turbulenter zu als bislang von den Astronomen angenommen.
Seattle (USA) - Von der amerikanischen Raumsonde "Stardust" zur Erde gebrachte Proben aus der Gas- und Staubhülle des Kometen Wild 2 zeigen, dass es eine erhebliche Durchmischung zwischen den inneren, heißen und den äußeren, kühlen Bereichen des Sonnensystems gegeben haben muss. Staubkörnchen aus dem innersten Sonnensystem sind bis in Zonen jenseits der heutigen Plutobahn gelangt und haben sich dort in Kometenkernen abgelagert.
"Viele Leute haben sich vorgestellt, dass die Kometen in völliger Isolation vom Rest des Sonnensystems entstanden sind. Doch wir konnten nun zeigen, dass das nicht stimmt", sagt Donald Brownlee von der University of Washington, Chef-Wissenschaftler der Stardust-Mission. In gleich sieben Veröffentlichungen präsentieren Brownlee und 182 weitere Forscher aus aller Welt im Fachblatt Science die ersten Ergebnisse der Untersuchung der von Stardust zur Erde gebrachten Proben. "Materie hat sich von ganz innen nach ganz außen bewegt - das Sonnensystem wurde förmlich umgekrempelt", fasst Brownlee den überraschenden Befund zusammen.
Die im Februar 1999 gestartete Sonde Stardust war im Januar 2004 am Kometen Wild 2 vorbei geflogen. Mit einem speziellen Kollektor hatte die Sonde dabei Material aus der Gas- und Staubhülle des Kometen eingesammelt. Im Januar 2006 ging der Kollektor dann in einer Landekapsel an einem Fallschirm in Utah nieder. Tausende winzige Partikel entdeckten die Forscher im Kollektor - die ersten Materieproben, die aus einer Region jenseits des Mondes zur Erde gebracht wurden.
Rund zehn Prozent der Materie der Kometen stammt aus dem inneren Sonnensystem, schätzen Brownlee und seine Kollegen. "Das ist eine große Überraschung, denn bislang gingen wir davon aus, dass Kometen ausschließlich aus interstellarem Gas und Staub bestehen", so der Forscher. Die großräumige Durchmischung der Materie zwingt die Astronomen nun, nicht nur die Entstehung der Kometen, sondern auch ihre Vorstellungen vom Ablauf der Planetenentstehung in der Gas- und Staubscheibe um die junge Sonne zu überdenken.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2006/sternenstaub-revidiert-bild-von-der-entstehung-des-sonnensystems/