Die schnellste Materie im Kosmos
Einem Team europäischer Astronomen ist es erstmals gelungen, die Geschwindigkeit der Materiestrahlen bei so genannten Gammastrahlungs-Ausbrüchen zu messen. Das Ergebnis: Die Materie bewegt sich in diesen Strahlen mit 99,9997 Prozent der Lichtgeschwindigkeit.
Garching/Merate (Italien) - Die Forscher berichten im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics" über ihre Beobachtungen, die nur dank eines schnellen Robot-Teleskops möglich waren.
"Durch die Entwicklung von schnell schwenkbaren Teleskopen -- wie dem 'Rapid Eye Mount'-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile -- sind wir jetzt in der Lage, die allerersten Momente dieser kosmischen Katastrophen in allen Einzelheiten zu beobachten", freut sich Emilio Molinari vom Osservatorio Astronomico di Brera in Merate, Italien, der die Messungen leitete. Gammastrahlungs-Ausbrüche sind die energiereichsten Explosionen im Kosmos, ausgelöst durch den Kollaps extrem massereicher Sterne oder durch den Zusammenstoß zweier Neutronensterne. Von der Erde aus sind diese Katastrophen als nur Sekunden bis Minuten andauerndes Aufblitzen im Gammastrahlungsbereich sichtbar, gefolgt von einem Nachglühen im infraroten und optischen Bereich.
Am 18. April und am 7. Juni 2006 registrierte der amerikanische Spezialsatellit Swift jeweils einen Gammastrahlungs-Ausbruch. Innerhalb von Sekunden meldete er die Himmelsposition der Ausbrüche zur Erde, das automatische REM-Teleskop schwenkte zur angegebenen Stelle und begann schon 39 bzw. 41 Sekunden nach dem Alarm mit den Beobachtungen des Nachglühens. Dadurch gelang es, das Maximum des Nachglühens zu messen, das bereits 153 bzw. 180 Sekunden nach dem Ausbruch erreicht war. Und aus der Zeit zwischen Ausbruch und Maximum des Nachglühens konnten die Astronomen dann die Geschwindigkeit berechnen, mit der bei der Explosion Materie in eng gebündelten Strahlen, so genannten Jets, ins All geschleudert wurde.
"Die Materie bewegt sich mit einer Geschwindigkeit, die sich nur um drei Millionstel von der Lichtgeschwindigkeit unterscheidet", erläutert Teammitglied Stefano Covino, ebenfalls vom Osservatorio Astronomico di Brera. "Einzelne Teilchen lassen sich durchaus auf noch höhere Geschwindigkeiten beschleunigen. Doch in diesem Fall handelt es sich immerhin um die 200-fache Masse der Erde, die sich mit dieser unglaublichen Geschwindigkeit bewegt."
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2007/die-schnellste-materie-im-kosmos/