Europäischer Raumtransporter startet am Sonntag ins All
Für den 9. März 2008 ist der Start des ersten europäischen Frachtraumschiffs "Jules Verne" zur Internationalen Raumstation ISS geplant.
Kourou (Französisch-Guayana) - Mit einer Nutzlastkapazität von bis zu 7,6 Tonnen kann dieses "Automatic Transfer Vehicle" (ATV) mehr als die dreifache Menge an Versorgungsgütern, Treibstoff und Laboreinrichtungen zur Raumstation transportieren als die bislang hauptsächlich genutzten russischen Progress-Frachter.
Unter der Federführung des Raumfahrt-Konsortiums EADS Astrium sind insgesamt 30 Firmen aus zehn ESA-Staaten (Deutschland, Belgien, Dänemark, Spanien, Frankreich, Italien, Norwegen, Niederlande, Schweden und Schweiz), sowie 8 Firmen aus Russland und den USA an der Produktion der ATVs beteiligt. Die Entwicklungskosten für den Raumtransporter belaufen sich -- einschließlich des ersten Prototyps "Jules Verne" -- auf 1,35 Milliarden Euro, von denen 240 Millionen Euro in die Kassen deutscher Unternehmen flossen. Bislang ist der Bau von mindestens vier weiteren ATVs fest geplant. Sie sollen in den Jahren 2010 bis 2013 die ISS versorgen, wenn die NASA ihre alternde Raumfährenflotte stilllegt.
Die Transporter starten an Bord von Ariane-5-Raketen vom europäischen Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana aus ins Weltall. Mit einer Länge von 10 Metern, einem Durchmesser von 4,5 Metern und einer Gesamtmasse von 20 Tonnen sind die ATVs größer als alle bisherigen Nutzlasten der Ariane-5. Ihr Automationsgrad ist größer als bei den russischen Progress-Frachtern. Während die Progress-Schiffe per Fernsteuerung von Astronauten an Bord der ISS angedockt werden, können die ATVs sich vollständig autonom der Raumstation nähern und an sie andocken.
Nach mehrwöchigen Tests soll "Jules Verne" voraussichtlich am 3. April endgültig die Raumstation anfliegen. Die ATVs bleiben jeweils für etwa sechs Monate an die Raumstation angekoppelt. Die Triebwerke der Transporter können in dieser Zeit auch dazu genutzt werden, die Flughöhe der ISS anzuheben, die durch die Reibung der dünnen Restatmosphäre um durchschnittlich 200 Meter pro Tag absinkt. Voraussichtlich noch im April soll "Jules Verne" ein solches "Reboost"-Manöver durchführen. Da der Nutzlastbereich der ATVs unter Druck steht, steht er den Astronauten als zusätzlicher Stauraum zur Verfügung. Wie die Progress-Frachter sollen die ATVs außerdem der Abfall-Entsorgung dienen: Mit bis zu 6,3 Tonnen Müll an Bord verglühen die Raumtransporter schließlich über dem Pazifik in der Erdatmosphäre.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2008/europaeischer-raumtransporter-startet-am-sonntag-ins-all/