Kometenwolke im Urknall-Echo
Asymmetrie in der kosmischen Hintergrundstrahlung könnte den Astronomen Informationen über den inneren Teil der Oortschen Kometenwolke liefern
Pasadena (USA)/Cambridge (USA) - Unser Sonnensystem ist in eine Wolke aus unzähligen Kometen eingehüllt. Doch die Astronomen können die weit entfernten Kometen nicht sehen, sondern nur indirekt aus den Bahnen der Schweifsterne auf die Existenz dieser Oortschen Wolke schließen. Zwei Astronomen haben nun einen neuen Weg aufgezeigt, Informationen über die Oortsche Kometenwolke zu erhalten. Die Kometen sollten, so zeigt ihre Analyse, einen Teil der kosmischen Hintergrundstrahlung überdecken und so zu einer Asymmetrie in diesem Strahlungsecho des Urknalls führen. Der europäische Satellit Planck, dessen Start für 2009 geplant ist, sollte die Asymmetrie aufspüren können, schreiben die Forscher in ihrer demnächst im Fachblatt "New Astronomy" erscheinenden Arbeit.
Die meisten Kometen mit Umlaufzeiten oberhalb von 200 Jahren scheinen aus einer Region zu stammen, die 20.000- bis 200.000-mal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde. Modellrechnungen der Entwicklung des Sonnensystems sagen voraus, dass diese Oortsche Wolke zusätzlich eine innere Komponente besitzt, die bis auf den 3000-fachen Abstand Sonne-Erde in das Sonnensystem hereinreicht. Bislang haben die Astronomen jedoch nur wenige Himmelskörper aufgespürt, die tatsächlich aus dieser Region stammen.
Daniel Babich vom California Institute of Technology in Pasadena und Abraham Loeb von der Harvard University in Cambridge zeigen nun eine neue Möglichkeit auf, wie die Astronomen die Existenz dieser inneren Komponente der Oortschen Wolke beweisen könnten. Die Temperatur der eisigen Himmelskörper ist mit minus 268 Grad Celsius etwas höher als die Temperatur der kosmischen Hintergrundstrahlung. Dieses Überbleibsel des Urknalls hat heute eine Temperatur von 2,7 Grad über dem absoluten Nullpunkt, also minus 270,5 Grad Celsius.
Dadurch überdecken die Kometen mit ihrer Strahlung teilweise das Echo des Urknalls. Wäre die innere Oortsche Wolke völlig kugelförmig, so ließe sich dieser Effekt freilich nicht nachweisen. Doch Babich und Loeb setzen darauf, dass die Form der Oortschen Wolke immer wieder durch Vorübergänge von nahen Sternen gestört worden ist. Die Deformation der Kometenwolke würde sich dann in einer Asymmetrie der kosmischen Hintergrundstrahlung widerspiegeln, so die Forscher. Allerdings dürfte es schwierig sein, ein solches Signal von anderen Effekten zu trennen, die ebenfalls zu Störungen der Hintergrundstrahlung führen können, wie etwa der Einfluss von Strahlungsquellen innerhalb der Milchstraße.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2008/kometenwolke-im-urknall-echo/