Rückseite des Mondes jünger als gedacht
Rainer Kayser
Die Anzahl der Krater verrät das Alter einer Region auf dem Erdtrabanten - einige Mare auf der Mondrückseite sind 500 Millionen Jahre später entstanden als bislang vermutet
Kanagawa (Japan) - In der Frühgeschichte des Mondes wurden immer wieder große Gebiete der Mondoberfläche von Lava überflutet. Vor etwa drei Milliarden Jahren endete diese Epoche des "Mare-Vulkanismus". Kraterzählungen der japanischen Sonde Selene zeigen nun, dass es bis vor 2,5 Milliarden Jahren auf der erdabgewandten Seite des Erdtrabanten noch zu sporadischen Lava-Überflutungen gekommen ist - eine halbe Milliarde Jahre länger als bislang angenommen.
"Die Enträtselung der vulkanischen Geschichte des Mondes ist eine Grundvoraussetzung, um den Ursprung und die Entwicklung des Erdtrabanten zu verstehen", betonen Junichi Haruyama von der japanischen Weltraumbehörde JAXA und seine Kollegen. Die Gesteinsproben der Apollo-Missionen ermöglichten es zwar, genaue Altersbestimmungen einiger weniger Orte auf dem Mond durchzuführen. Doch für eine globale Altersbestimmung der Mondoberfläche ist immer noch die Zählung der Krater das Mittel der Wahl: Je weniger Krater es in einer Region gibt, desto jünger muss sie sein.
Da der Mond der Erde stets die gleiche Seite zeigt, können die Astronomen nur die der Erde zugewandte Seite direkt mit Teleskopen beobachten. Die japanische Sonde Selene, die seit Oktober 2007 den Mond umkreist, liefert mit einer Auflösung von bis zu zehn Metern die bislang besten Bilder von der Rückseite des Erdtrabanten. Diese Aufnahmen zeigen, dass einige Mare - dunkle Regionen vulkanischen Gesteins - etwa 500 Millionen Jahre jünger sind als bislang gedacht.
Dass es auf der erdzugewandten Seite sporadischen Mare-Vulkanismus bis vor etwa 1,2 Milliarden Jahren gab, ist bereits seit längerem bekannt. Unklar bleibe nun, so Haruyama und seine Kollegen, ob es sich bei den Lavaflüssen vor 2,5 Milliarden Jahren auf der Mondrückseite um einen letzten "Aktivitätspuls" des Mare-Vulkanismus gehandelt hat, oder ob die Aktivität langsam nachgelassen hat und ältere Ablagerungen lediglich von jüngeren überdeckt worden sind.
Wissenschaft aktuell
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2008/rueckseite-des-mondes-juenger-als-gedacht/