Herschel und Planck erfolgreich in den Weltraum gestartet

Missionsbeginn der beiden europäischen Forschungssatelliten in wenigen Tagen, wenn die endgültige Position erreicht ist.

Herschel wird von der Trägerrakete getrennt

Herschel wird von der Trägerrakete getrennt

Kourou (Französisch-Guayana) - Die beiden Satelliten Herschel und Planck sind heute, am 14. Mai 2009, vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana erfolgreich in den Weltraum gestartet. Der Start hatte sich verzögert, da am 20. April Unregelmäßigkeiten bei den Tests der Bauteile aufgetreten waren. Diesmal verliefen die Vorbereitungen ohne Komplikationen und die beiden Weltraumteleskope wurden von der Trägerrakete Ariane 5 ECA in den Weltraum befördert. 26 Minuten nach Start wurde erst Herschel von der Oberstufe abgetrennt, eineinhalb Minuten später folgte Planck. Nun beginnt die "heiße Phase" für die Spezialisten der ESOC, des Europäischen Satellitenkontrollzentrums der ESA (Europäische Weltraumorganisation) in Darmstadt. Die beiden Weltraumobservatorien, von welchen Herschel ausgewählte astronomische Objekte beobachten und Planck den gesamten Himmel im Bereich der Mikrowellenstrahlung abbilden soll, sind mit Einrichtungen zur Kühlung der Instrumente bis nahe an den absoluten Nullpunkt ausgestattet. Dies bedeutet völlig neue Herausforderungen für die Darmstädter Wissenschaftler. Die mit flüssigem Helium gefüllten Kühlbehälter dürfen nur wenige Minuten direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Werden sie zu stark erhitzt, verdampft das wertvolle Kühlmedium zu schnell und die Betriebsdauer der empfindlichen Geräte verkürzt sich erheblich. Diese Bedingungen machen zeitkritische Bahn- und Lageregelungsmanöver notwendig.

Die beiden Satelliten sollen auf instabile Umlaufbahnen gebracht werden, die durch etwa einmal im Monat durchgeführte Bahnkorrekturmanöver gesichert werden müssen. Die komplizierten Orbits, die Herschel und Planck beschreiben werden, umkreisen den so genannten Lagrangepunkt L 2 des Systems Sonne-Erde. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass hier ein gravitatives Gleichgewicht herrscht und die Satelliten somit ohne störende Strahlung der Erde und der Sonne operieren können. Der L2 befindet sich etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt in entgegengesetzter Richtung zur Sonne. Sollten die beiden Satelliten erfolgreich in ihre Bahnen gebracht werden, so dass der Forschungsbetrieb planmäßig starten kann, erhoffen sich die Wissenschaftler des ESA davon bahnbrechende neue Erkenntnisse über die Entstehung und die Evolution von Universum und Galaxien. Das Teleskop Herschel nimmt Licht von entferntesten Galaxien auf und beobachtet mittels Infrarot-Messungen selbst Sterne, die vollständig von Staub verhüllt sind. Diese neuartigen Messungen werden durch einen Siliziumkarbid-Spiegel mit 3,5 Metern Durchmesser ermöglicht - den größten Spiegel der je für ein Weltraumteleskop gebaut wurde. Das kleinere und leichtere Beobachtungsinstrument Planck tastet durch Eigenrotation kontinuierlich den Himmel ab, um so die Hintergrundstrahlung im Mikrowellenbereich mit bislang unerreichter Präzision zu kartieren. Innerhalb seiner Lebensdauer von circa einem Jahr soll Planck den gesamten Himmel zweimal vollständig abbilden. Die aus der Frühzeit des Universums stammende kosmische Hintergrundstrahlung enthält viele Informationen über die Frühphase des Universums und erlaubt Rückschlüsse auf die Verteilung und Entwicklung der Materie. Mit ihrer Entschlüsselung wollen die Forscher eine bislang unbekannte Sorte subatomarer Teilchen finden, die ein bisher ungelöste Problem der Kosmologie erklären könnten: Das uns bekannte aus Atomen zusammengesetzte Universum macht nur etwa vier Prozent der existierenden Materie aus. Die restlichen 96% gilt es zu finden.

Die Auswahl, Entwicklung und Durchführung des Gesamtprojektes erfolgt durch die Europäische Weltraumorganisation ESA in Zusammenarbeit mit den beteiligten Ländern. Der Vorbereitungszeitraum der Weltraummission betrug 25 Jahre.

 

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2009/herschel-und-planck-erfolgreich-in-den-weltraum-gestartet/