Rasante Sternentstehung im jungen Kosmos
Gravitationslinse hilft Astronomen bei der Beobachtung der Sternenstehung vor 12,5 Milliarden Jahren
Durham (Großbritannien) - Die Entstehung neuer Sterne verlief in den jungen Galaxien des frühen Kosmos offenbar wesentlich rasanter als bislang vermutet. Beobachtungen eines internationalen Forscherteams zeigen, dass vor 12,5 Milliarden Jahren in einer Galaxie 50 Sterne pro Jahr entstanden - das ist etwa das 50-fache der erwarteten Rate. Das ferne Sternsystem ähnelt der jungen Milchstraße und bietet daher auch einen Einblick in die Entstehungsgeschichte unserer Galaxie, so die Astronomen in ihrem demnächst im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" erscheinenden Bericht.
"Bei der Größe der von uns beobachteten Sternentstehungsregionen würden wir die Bildung eines Sterns pro Jahr erwarten", erklärt Mark Swinbank von der Durham University in Großbritannien, einer der beteiligten Wissenschaftler. "Doch die Aktivität ist dort erheblich größer. Wir denken, dass diese Galaxie ziemlich typisch ist für Sternsysteme der damaligen Epoche und unsere Milchstraße ganz ähnlich ausgesehen hat, als in ihr die ersten Sterne entstanden."
Das Licht der rund 6000 Lichtjahre großen Galaxie mit der Bezeichnung MS1358arc braucht 12,5 Milliarden Jahre, um die Erde zu erreichen. Entsprechend sehen die Astronomen das Sternsystem bei ihren Beobachtungen so, wie es vor 12,5 Milliarden Jahren, rund 1,2 Milliarden nach dem Urknall, ausgesehen hat. Beobachtungen weit entfernter Objekte sind also zugleich stets ein Blick zurück in die ferne Vergangenheit des Universums.
Swinbank und seine Kollegen haben MS1358arc mit dem Gemini-Teleskop auf Hawaii sowie den Weltraumteleskopen Hubble und Spitzer beobachtet. Die Sternenstehung in der fernen Galaxie konnten die Astronomen aber nur beobachten, weil zwischen uns und dem Sternsystem ein Galaxienhaufen liegt. Mit seiner gewaltigen Schwerkraft wirkt dieser Galaxienhaufen als so genannte Gravitationslinse und vergrößert MS1358arc zu einem lang gestreckten Bogen. Erst diese Vergrößerung macht die Einzelheiten der Sternenstehungsregionen sichtbar.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2009/rasante-sternentstehung-im-jungen-kosmos/