Schwitzender Zwergplanet

Astronomen blicken in die Atmosphäre Plutos - verdampfendes Eis kühlt seine Oberfläche

Pluto-Oberfläche

Pluto-Oberfläche

Garching/Paris (Frankreich) - Die Oberfläche Plutos ist 40 Grad kälter als die dünne Atmosphäre des Zwergplaneten. Das zeigen Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile. Die Plutoatmosphäre wird außerdem mit zunehmender Höhe wärmer und enthält mehr Methan als bislang angenommen, berichtet ein Team deutscher und französischer Forscher.

"Mit so viel Methan ist uns nun klar, warum die Atmosphäre von Pluto so warm ist", erklärt Emmanuel Lellouch vom Observatoire de Paris, einer der an den Beobachtungen beteiligten Astronomen. Wobei "viel" und "warm" relative Begriffe sind: Die Lufthülle des fernen Zwergplaneten ist etwa um das Hunderttausendfache dünner als die Erdatmosphäre und besteht überwiegend aus Stickstoff. Methan macht nur etwa 0,5 Prozent der Plutoatmosphäre aus. Und die Temperatur der Pluto-Oberfläche liegt bei eisigen minus 220 Grad Celsius.

Dass Pluto eine dünne Atmosphäre besitzt, ist seit den 1980er Jahren bekannt. Da die Bahn des Zwergplaneten elliptisch ist, friert die Atmosphäre aus, wenn Pluto sich von der Sonne entfernt. Steht der Zwergplanet dagegen wieder näher an der Sonne - wie gegenwärtig - dann verdampft an der Oberfläche Eis und die Atmosphäre wird wieder dichter. Bislang hatten die Astronomen nur die obere Atmosphäre von Pluto untersuchen können. Jetzt gelang Lellouch und seinen Kollegen mit einem Spezialinstrument am VLT erstmals ein Blick auch in die unteren Atmosphärenschichten.

So wie verdampfender Schweiß den Körper eines Menschen kühlt, kühlt auch das verdampfende Eis die Oberfläche Plutos. Die Temperatur der Plutoatmosphäre steigt um mehrere Grad pro Kilometer an. "Wir konnten nun zeigen, dass Methan eine entscheidende Rolle für diese Aufheizung der Atmosphäre spielt", so Lellouch. Die Frage sei jetzt, ob die gesamte Oberfläche Plutos mit einer dünnen Schicht aus gefrorenem Methan bedeckt sei, oder ob das Methan nur in isolierten Regionen vorkomme. "Um zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu unterscheiden, müssen wir Pluto weiter beobachten, während er sich wieder von der Sonne entfernt."

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2009/schwitzender-zwergplanet/