Zwergsterne auf Abwegen
Die kleinsten Sterne bewegen sich auf anderen Bahnen als ihre großen Geschwister - und zumindest einer von ihnen scheint aus einer anderen Galaxie zu stammen
Pasadena (USA) - Ultrakühle Zwergsterne sind die kleinsten, masseärmsten Sterne, die die Astronomen kennen - sie leuchten 10.000-mal schwächer als die Sonne und sind entsprechend schwer zu entdecken. Und sie unterscheiden sich noch in anderer Hinsicht von normalen Sternen: Die kühlen Zwerge bewegen sich mit hohen Geschwindigkeiten auf Bahnen, die sie zum Teil bis ins Zentrum der Milchstraße hinein oder weit aus der Ebene der Milchstraße hinaus führen. Das berichten amerikanische Forscher jetzt auf einer Tagung der American Astronomical Society in Pasadena. Einer der Zwergsterne bewegt sich so schnell, dass er nach Ansicht der Astronomen wahrscheinlich aus einer anderen Galaxie stammt.
"Unsere Berechnungen zeigen, dass der Zwergstern 2MASS 1227-0447 sich bis zu 200.000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt, das ist zehnmal weiter als die Sonne", erklärt John Bochanski vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. "Vermutlich stammt der Stern aus einer anderen, kleineren Galaxie, die der Milchstraße zu nahe gekommen ist und durch die Schwerkraft zerrissen wurde."
Bochanski und sein Kollegen hatten die Positionen, Entfernungen und Bewegungen von zwei Dutzend ultrakühlen Zwergsternen vermessen und daraus ihre Bahnen berechnet. "Die meisten nahen Sterne bewegen sich in Tandem mit der Sonne auf nahezu kreisförmigen Bahnen um das Zentrum der Milchstraße", erklärt der Leiter des Projekts, Adam Burgasser. Doch zur Überraschung der Wissenschaftler zeigen die kühlen Zwerge ein völlig anderes Verhalten: Mit Geschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometern pro Sekunde rasen sie auf lang gestreckten elliptischen Bahnen durch die Milchstraße.
Die Zwergsterne gehören demnach nicht zur dünnen galaktischen Scheibe, wie die meisten normalen Sterne, sondern zum Halo, der die Milchstraße kugelförmig umgibt. Vermutlich sind die Sterne im galaktischen Halo vor den Sternen in der Scheibe entstanden - dafür spricht auch der geringe Anteil an schweren Elementen in den kühlen Zwergsternen. Die Untersuchung dieser rasanten Ausreißer könnte deshalb, so hoffen die Forscher, einen Einblick in die Frühgeschichte der Milchstraße liefern.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2009/zwergsterne-auf-abwegen/