Dreimal mehr Sterne im Universum?
Rote Zwerge sind in anderen Galaxien viel häufiger als in unserer - Wissenschaftler geben deshalb neue Schätzungen für die Gesamtzahl der Sterne ab
Cambridge (USA)/New Haven (USA) - Wie viel Sterne es im gesamten Universum gibt, können Astronomen nur schätzen und nicht zählen, nämlich an Hand der Daten, die sie von verschiedenen Galaxien gesammelt haben. Neue Informationen liefern nun Wissenschaftler der Yale University und des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, die erstmals rote Zwerge in 50 bis 300 Millionen Lichtjahren Entfernung untersuchen konnten. Ihr Ergebis: Diese Art von Sternen kommt in den dortigen Galaxien viel häufiger vor als bisher vermutet. Die Forscher vermuten, dass damit auch die Gesamtzahl der Sterne im Universum dreimal höher liegen könnte als gedacht.
Das Team suchte nach roten Zwergen in acht massereichen elliptischen Galaxien. Rote Zwerge haben wesentlich weniger Masse als unsere Sonne, bei den kleinsten sind es nicht mehr als zehn Prozent der Sonnenmasse, und sie leuchten nur schwach im roten Spektralbereich. Deshalb konnten Astronomen sie bis jetzt nur in der Milchstraße und in benachbarten Galaxien ausmachen. Mit den Teleskopen des Keck-Observatoriums auf Hawaii gelang es den Forschern aus Cambridge und New Haven, das Licht von roten Zwergen aus entfernteren Regionen einzufangen. "Niemand wusste, wie viele davon dort vorkommen," erklärt Pieter von Dokkum von der Yale University. "Verschiedene theoretische Modelle sagten eine Vielzahl von Möglichkeiten voraus." Mit ihren Ergebnissen konnten Dokkum und seine Kollegen zeigen, dass es zwanzigmal mehr rote Zwerge in den elliptischen Galaxien gibt als in den Spiralarmen der Milchstraße.
Van Dokkum schließt daraus, dass die Häufigkeit von roten Zwergen stark von der Art der Galaxie abhängt. Gleiches könnte für andere Sterntypen gelten. Dies würde nicht nur die wahrscheinliche Anzahl aller Sterne im Universum erhöhen, sondern auch die Voraussagen über die dunkle Materie ändern. Dunkle Materie lässt sich nicht direkt beobachten, laut kosmologischen Modellen macht sie aber ein Viertel der gesamten Masse des Universums aus. Gibt es jedoch mehr Sterne, die Masse beitragen, dann schrumpft der Anteil der dunklen Materie.
Außerdem sind rote Zwerge gute Kandidaten, wenn es um die Suche nach Exoplaneten geht, auf denen es Leben gibt. So sind um den roten Zwergstern Gliese 581 insgesamt 6 Planeten bekannt, von denen sogar einer, Gliese 581g, wahrscheinlich in der sog. bewohnbaren Zone liegt.
Welt der Physik
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2010/dreimal-mehr-sterne-im-universum/