Kühlster Brauner Zwerg
Verhinderter Stern stellt einen neuen Kälterekord auf - und ist vermutlich zehn Milliarden Jahre alt
Hatfield (Großbritannien) - Mit einer Oberflächentemperatur von nur 227 Grad Celsius ist SDSS 1416+13B der bislang kühlste Braune Zwerg, den die Astronomen aufgespürt haben. Braune Zwerge sind verhinderte Sterne - sie sind zwar massereicher als Planeten, besitzen aber nicht genügend Masse, um wie Sterne Energie aus der Kernfusion von Wasserstoff zu erzeugen. Die extrem niedrige Temperatur von SDSS 1416+13B deutet nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass der Braune Zwerg vor rund zehn Milliarden Jahren entstanden ist. Sie berichten demnächst im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" über ihren Fund.
"Es ist bereits das vierte Mal, dass wir mit dem United Kingdom Infrared Telescope auf Hawaii einen neuen Rekordhalter für den kühlsten Braunen Zwerg entdecken", freut sich Philip Lucas von der University of Hertfordshire, ein an den Beobachtungen beteiligter Astronom. SDSS 1416+13B ist so kühl, dass er im sichtbaren Licht nicht zu erkennen ist und nur im Infrarot-Bereich leuchtet. Das Objekt bildet mit einem zweiten, heißeren Braunen Zwerg ein Doppelsystem.
Nach den Berechnungen von Lucas und seinen Kollegen besitzt SDSS 1416+13B etwa die 30-fache Masse des Planeten Jupiter. Damit liegt er noch deutlich über der Grenzmasse von 13 Jupitermassen, bei der die Trennlinie zwischen Braunen Zwergen und Planeten verläuft. Oberhalb dieser Grenzmasse setzt die Fusion von Deuterium zu Helium ein, die allerdings erheblich weniger effektiv als die normale Wasserstoff-Fusion ist, die in Sternen wie unserer Sonne für die Energieproduktion sorgt.
Da Braune Zwerge nach ihrer Entstehung langsam abkühlen, können die Wissenschaftler aus der Temperatur der Objekte ihr Alter abschätzen. Die extrem niedrige Temperatur von SDSS 1416+13B deutet auf ein Alter von etwa zehn Milliarden Jahren. Das deckt sich auch mit dem geringen Anteil an schweren Elementen in dem Braunen Zwerg, da diese Elemente erst im Verlauf der kosmischen Entwicklung in Sternen erzeugt worden sind. Lucas und seine Kollegen suchen weiter nach noch kühleren Braunen Zwergen, die für die Astronomen ein Fenster in das junge Universum sind.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2010/kuehlster-brauner-zwerg/