Neuer Exoplanetenfund eignet sich als Versuchslabor

Ein neu entdeckter Exoplanet entpuppt sich als mäßig aufgeheizter Gasriese. Zwar sind inzwischen Dutzende ähnlicher Planeten bekannt, doch im Gegensatz zu ihnen lässt sich CoRoT-9b mit großer Genauigkeit untersuchen.

Künsterische Darstellung von CoRoT-9b

Künsterische Darstellung von CoRoT-9b

Teneriffa (Spanien) - Von der Erde aus gesehen läuft CoRoT-9b einmal alle 95 Tage vor seinem sonnenähnlichen Mutterstern entlang, wodurch er für rund acht Stunden einen kleinen Teil des Sternlichts blockiert. Auf diese Weise konnte der CoRoT-Satellit den Gasreisen nach 145 Beobachtungstagen im Sommer 2008 identifizieren. Ein internationales Team aus sechzig Astronomen untersuchte die Eigenschaften des extrasolaren Planeten nun mit großer Genauigkeit.

Der Exoplanet erinnert demnach stark an Planeten in unserem Sonnensystem: Er ist ungefähr so groß wie Jupiter, und seine Umlaufbahn entspricht in etwa der des Merkur. Messungen mit dem HARPS-Spektrografen am 3,6-Meter-Teleskop der ESO auf La Silla in Chile ermöglichten es den Wissenschaftlern um Hans Deeg vom Instituto de Astrofísica de Canarias auf Teneriffa schließlich, auch die Masse des Gasriesen zu bestimmen: etwa 80 Prozent der Jupitermasse.

Genau wie Jupiter und Saturn – die beiden großen Gasriesen in unserem Sonnensystem – besteht der Planet größtenteils aus Wasserstoff und Helium. Zudem könnte er bis zu 20 Erdmassen an anderen Elementen enthalten, zum Beispiel in Form von Wasser und Gestein bei hohen Temperaturen und Drücken, spekulieren die Forscher.

Die Temperatur der undurchsichtigen Atmosphäre sollte zwischen minus 20 und plus 160 Grad Celsius liegen – der exakte Wert hängt davon ab, ob stark reflektierende Wolken vorhanden sind. Große Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperatur dürfte es den Forschern zufolge nicht geben.

Bislang hat man mehr als 400 extrasolare Planeten entdeckt, 70 davon mit Hilfe der Transitmethode. CoRoT-9b ragt unter den Planeten, die mit dieser Methode entdeckt wurden, durch eine zehnmal größere Entfernung zu seinem Mutterstern hervor. Daher zeigt er im Gegensatz zu allen anderen Transitplaneten – so genannten Heißen Jupitern – ein gemäßigtes Klima. Generell stellen mäßig aufgeheizte Gasriesen jedoch die größte Gruppe unter den bislang bekannten extrasolaren Planeten dar.

Dank seiner einzigartigen Eigenschaften können Astronomen eine Vielzahl weiterer Informationen über den Planeten gewinnen. Für das Verständnis der Atmosphärenchemie von Gasriesen bei niedrigen Temperaturen wäre das ein großer Fortschritt.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2010/neuer-exoplanetenfund-eignet-sich-als-versuchslabor/