Schwarze Löcher: Planeten zermahlen sich selbst
Überreste der Katastrophen verschleiern den Blick auf aktive Galaxienkerne
Leicester (Großbritannien) - Hunderttausende von Planeten prallen in der Umgebung supermassiver Schwarzer Löcher zusammen, ihre Trümmer werden durch weitere Kollisionen schließlich zu Staub zermahlen. Mit diesem Szenario erklärt ein Forschertrio die Existenz dichter Staubringe, die viele supermassive Schwarze Löcher vor unseren Blicken verbergen. Die Schwarzen Löcher saugen Gas aus der umgebenden Galaxie an, in der dann rasant Sterne und Planeten entstehen. Zusammenstöße zwischen den Planeten führen anschließend zu einer Kettenreaktion. Die Wissenschaftler stellen ihre These demnächst im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" vor.
Nahezu alle Galaxien beherbergen in ihrem Zentrum ein Schwarzes Loch mit der millionen- oder gar milliardenfachen Masse unserer Sonne. Diese Objekte ziehen mit ihrer gewaltigen Schwerkraft Gas aus ihrer Umgebung an, das die Schwarzen Löcher als sogenannte aktive Galaxienkerne aufleuchten lässt. Doch manche dieser aktiven Galaxienkerne sind hinter dichten Ringen aus Staub verborgen. "Für diese Abschirmung gibt es bislang keine befriedigende Erklärung", schreiben Sergei Nayakshin und seine beiden Kollegen, die derzeit an der University of Leicester in Großbritannien tätig sind.
Das Gas strömt nicht gleichmäßig von allen Seiten in ein Schwarzes Loch hinein, sondern bildet eine dichte, schnell rotierende Scheibe um das massereiche Objekt. In einer solchen Scheibe kann es zur Entstehung von Sternen - und damit auch von Planeten, Asteroiden und Kometen - kommen, argumentieren die drei Astrophysiker. Enge Begegnungen zwischen den Sternen führen dazu, dass die Planeten aus ihren Bahnen geworfen werden und frei durch die Gas-Scheibe vagabundieren.
Da die Planeten mit hohen Geschwindigkeiten von bis zu tausend Kilometern pro Sekunde herumschwirren, führen Zusammenstöße zur vollständigen Zerstörung der Himmelskörper. Die Trümmer der Kollisionen stoßen dann wiederum zusammen, es kommt zu einer Kaskade, in deren Verlauf die Überreste der Planeten zu immer kleineren Partikeln bis hin zu mikroskopischen Staubkörnern zerkleinert werden. Wie viel Staub die Ringe um supermassive Schwarze Löcher enthalten, ist schwer abzuschätzen. Nayakshin und seine Kollegen vermuten, dass Hunderttausende oder gar Millionen von Planeten zermalmt werden müssen, um die Staubringe zu erklären.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2011/schwarze-loecher-planeten-zermahlen-sich-selbst/