Methanseen am Äquator des Saturnmonds Titan entdeckt

Infrarotmessungen deuten auf flache Flüssigkeitsansammlungen hin, die vermutlich aus dem Untergrund gespeist werden.

Rainer Kayser

Tucson (USA) – Nahe am Äquator von Titan, dem größten Mond des Planeten Saturn, gibt es einen 60 Kilometer langen, 40 Kilometer breiten und mindestens einen Meter tiefen See aus Methan. Darauf deuten Messungen im Infrarot-Bereich hin, die Forscher mit der Raumsonde Cassini durchgeführt haben. Die Entdeckung ist eine Überraschung, denn die Äquatorzone des Himmelskörpers galt bislang – im Gegensatz zu den polaren Regionen – als extrem trockene Zone. Die Wissenschaftler stießen in ihren Daten außerdem auf eine Reihe von äquatornahen Strukturen, die sie als sumpfartige Gebiete deuten. Die Seen und Sümpfe am Titanäquator werden vermutlich nicht durch Niederschläge, sondern aus Methan-Reservoiren im Untergrund des Himmelskörpers gespeist, so die Forscher im Fachblatt „Nature“.

Schwarz-weiß-Aufnahme des Mondes Titan, auf der Oberfläche sind ein paar dunkle Strukturen zu erkennen, horizontal hinter dem Mond verlaufen die Saturnringe als heller Streifen.

Saturnmond Titan

„Seen an den Polen sind leicht zu erklären – Seen in den Tropen Titans dagegen nicht“, sagt Caitlin Griffith von der University of Arizona, die die Untersuchung leitete. Titan ist außer der Erde der einzige Himmelskörper im Sonnensystem mit einem Flüssigkeitszyklus. Allerdings übernimmt auf dem Saturnmond flüssiges Methan die Rolle von Wasser. Methan verdampft an der Oberfläche, bildet Wolken und regnet in den polaren Regionen wieder ab. Dort haben die Wissenschaftler hunderte von Methanseen entdeckt. Die Äquatorzone dagegen galt bislang als dünenbedeckte Wüste.

Die Infrarotbeobachtungen von Griffith und ihren Kollegen zeigen einen dunklen Fleck, 60 Kilometer mal 40 Kilometer großen Fleck in der Nähe des Äquators. Das Strahlungsspektrum dieses Flecks sei „ein Anzeichen für flüssiges Methan an der Oberfläche“, so die Forscher. Vier weitere Flecken, die nicht ganz so dunkel sind, deutet das Team ebenfalls als Ansammlung von Flüssigkeit – jedoch flacher und sumpfähnlicher. Aus Mangel an Niederschlägen in der Äquatorzone müssten Methanseen dort allerdings innerhalb von wenigen tausend Jahren verdampfen. Es muss daher, so folgern Griffith und ihre Kollegen, einen Flüssigkeitsnachschub aus dem Untergrund geben.

Das aus dem Untergrund an die Oberfläche tretende und dort verdampfende Methan könnte damit auch der Antrieb des Wettersystems auf dem Saturnmond sein. Bislang war unklar, woher der Flüssigkeits-Nachschub für den an den Polen niedergehenden Methanregen stammt. Aktuell haben die Forscher lediglich 17 Prozent der Äquatorzone von Titan mit ausreichender Auflösung nach Seen abgesucht. Möglich, dass sich dort noch weitere Seen und Sümpfe verbergen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2012/methanseen-am-aequator-des-saturnmonds-titan-entdeckt/