Planetentrümmer fallen auf Sternenrest
Rainer Kayser
Montreal (Kanada) – 440 Lichtjahre von der Erde entfernt hat sich eine gewaltiges Ereignis zugetragen: Ein alternder Stern hat einen Planeten zerrissen. Beobachtungen mit mehreren Großteleskopen auf der Erde und im Weltall haben nun neue Informationen über den zerfallenen Himmelskörper geliefert: Er war mindestens so groß wie der Zwergplanet Ceres in unserem Sonnensystem und ähnelte in seiner Zusammensetzung der Erde. Das berichtet ein Team kanadischer und US-amerikanischer Forscher im Fachblatt „Astrophysical Journal“ in einer Vorabveröffentlichung.
„Unsere detaillierte Analyse, die Daten von sieben verschiedenen Teleskopen berücksichtigt, zeigt eindeutig, dass der Stern J0738+1835 große Mengen an felsiger, erdähnlicher Materie aufnimmt“, schreiben Patrick Dufour von der Université de Montréal und seine Kollegen. Diese Materie stamme von einem durch Gezeitenkräfte zerrissenen Himmelskörper, dessen Überreste jetzt in einer Trümmerscheibe um den Stern kreisen. J0738+1835 ist eine Weißer Zwerg, das Endstadium eines ursprünglich der Sonne ähnelnden Sterns, der seinen nuklearen Energievorrat verbraucht hat. Die Atmosphäre von J0738+1835 ist extrem „schmutzig“, sie enthält viele schwere Elemente, die von außen auf den Stern gefallen sein müssen.
Dufour und seine Kollegen konnten mit ihren Beobachtungen insgesamt 14 Elemente mit höherer Ordnungszahl als Helium in der Atmosphäre des Weißen Zwergs nachweisen und auch ihre relativen Häufigkeiten messen. Aus den Daten ziehen die Astronomen den Schluss, dass der zerfallene Planet einen Durchmesser von mindestens tausend Kilometern hatte und zu weniger als einem Prozent aus Eis bestand. Das deutet darauf hin, dass er innerhalb der so genannten „Schneegrenze“ entstanden ist, die in unserem Sonnensystem zwischen Mars und dem Asteroidengürtel verläuft. Es hat sich also offenbar um einen relativ erdähnlichen Himmelskörper gehandelt.
Es gibt aber auch Unterschiede zur Erde: Einige Elemente wie Silizium und Aluminium treten in signifikant geringerer Konzentration auf. Dabei handelt es sich um Stoffe, die sich typischerweise in der Kruste eines Planeten ablagern. Dufour und seine Kollegen spekulieren daher, ein starker Sternwind könnte noch vor der endgültigen Zerstörung des Planeten seine Kruste abgetragen haben, als der Zentralstern J0738+1835 die Entwicklungsphase eines Roten Riesensterns durchlaufen hat.
Wissenschaft aktuell gemäß den Bedingungen der Quelle
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2012/planetentruemmer-fallen-auf-sternenrest/