Rote Zwerge: Viele Planeten in lebensfreundlicher Zone

Allein in der Milchstraße könnte es etwa 60 Milliarden felsige Super-Erden bei den leuchtschwachen Sternen geben.

Rainer Kayser

Sonnenuntergang auf Super-Erde

Garching/Grenoble (Frankreich) – Schwach leuchtende rote Sterne besitzen extrem häufig felsige Planeten kaum größer als unsere Erde, die ihre Bahnen innerhalb der lebensfreundlichen Zonen ziehen. Allein in der Milchstraße könnte es etwa 60 Milliarden solcher Super-Erden bei roten Zwergen geben, Planeten mit der ein- bis zehnfachen Masse der Erde, schätzen Astronomen der Europäischen Südsternwarte ESO. Die Wissenschaftler haben bei 102 roten Zwergsternen am Südhimmel nach Planeten gesucht und die Ergebnisse auf die Milchstraße hochgerechnet. Das internationale Forscherteam präsentiert die Beobachtungen im Fachblatt „Astronomy and Astrophysics“.

„Unsere Beobachtungen zeigen, dass etwa 40 Prozent aller roten Zwerge innerhalb der bewohnbaren Zone von einer Super-Erde umkreist wird“, erläutert Projektleiter Xavier Bonfils vom Institut für Planetenforschung und Astrophysik in Grenoble. In der bewohnbaren Zone eines Sterns herrschen auf einem Planeten Oberflächentemperaturen, die die Existenz von flüssigem Wasser erlauben – Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. „Da rote Zwerge so häufig sind – in der Galaxis gibt es etwa 160 Milliarden –, führt uns das zu der erstaunlichen Schlussfolgerung, dass es alleine in unserer Milchstraße mehrere zehn Milliarden solcher Planeten gibt.“

Auch in der Umgebung der Sonne gibt es viele rote Zwerge. Die Forscher vermuten innerhalb von 30 Lichtjahren um das Sonnensystem etwa einhundert Super-Erden, die ihren Zentralstern in der habitablen Zone umlaufen. Massereiche Planeten wie die Gasriesen Jupiter und Saturn kommen bei roten Zwergen dagegen nur selten vor: Weniger als 12 Prozent werden nach Schätzung des Teams von Planeten mit der hundert- bis tausendfachen Masse der Erde umkreist.

Bonfils und seine Kollegen betonen allerdings, dass die Existenz von erdähnlichen Planeten in der lebensfreundlichen Zone nicht automatisch auch die Existenz von Leben bedeutet. Da die Zwergsterne viel schwächer leuchten als die Sonne, liegt die habitable Zone entsprechend näher an dem Stern. Das führt dazu, dass die Planeten vermutlich eine gebundene Rotation zeigen, dem Stern also stets die gleiche Seite zuwenden – eine eher ungünstige Situation für die Entstehung von Leben. Zudem zeigen rote Zwerge häufig starke Strahlungsausbrüche, die die Planeten starker lebensfeindlicher Ultraviolett- und Röntgenstrahlung aussetzen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2012/rote-zwerge-viele-planeten-in-lebensfreundlicher-zone/