Astronomen entdecken Zwerggalaxie mit bislang größter Sternendichte

Sterne sind 15.000-mal enger zusammen als in der Umgebung des Sonnensystems.

Rainer Kayser

In der 54 Millionen Lichtjahre entfernten Zwerggalaxie M60-UCD1 stehen die Sterne enger beieinander als in jedem anderen bekanntem Sternsystem. Das zeigen die Beobachtungen eines Astronomenteams. Demnach ist die Sternendichte in der kleinen Galaxie etwa 15.000-mal größer als in der Umgebung unseres Sonnensystems. Die Forscher vermuten, dass M60-UCD1 ursprüngliche eine große Galaxie war, der bei einer engen Begegnung mit einem anderen Sternsystem die äußeren Sterne entrissen worden sind. Somit sei nur der dichte Kern der Galaxie zurück geblieben, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“.

Die elliptische Galaxie ist ein großer, etwas verwaschener heller Fleck, umgeben von vielen hellen Punkten. Einer dieser hellen Punkte zeigt sich vergrößert wieder als leicht verwaschenes Objekt.

Die extrem kompakte Zwerggalaxie M60-UCD1

„Die Reise von einem Stern zum anderen wäre in M60-UCD1 sehr viel einfacher als in unserer Galaxie“, sagt Jay Strader von der University of Michigan in den USA. Der nächste Stern Proxima Centauri ist vier Lichtjahre von uns entfernt – eine mit heutigen Mitteln unüberbrückbare Entfernung. „In der kompakten Zwerggalaxie stehen die Sterne erheblich dichter, entsprechend kürzer ist die Reisezeit.“

In den vergangenen zehn Jahren haben Astronomen eine ganze Reihe solcher extrem kompakter Galaxien aufgespürt. M60-UCD1 ist besitzt von allen die größte Masse und die höchste Dichte. Sie enthält etwa 200 Millionen Sterne, von denen sich die Hälfte in einem Umkreis von nur 80 Lichtjahren drängeln. Bislang ist unklar, ob es sich bei den dicht gepackten Objekten um echte Galaxien oder eher um extrem große Sternhaufen handelt. Strader und seine Kollegen sind nun auf Indizien gestoßen, die dafür sprechen, dass M60-UCD1 und ähnliche Objekte als normale Galaxien entstanden sind.

Messungen mit dem Röntgen-Weltraumteleskop Chandra zeigen nämlich eine starke Röntgenquelle im Zentrum der Zwerggalaxie, bei der es sich vermutlich um ein Schwarzes Loch mit der zehnmillionenfachen Masse der Sonne handelt. Solche supermassereichen Schwarzen Löcher sind typisch für Galaxienzentren, nicht aber für Sternhaufen. Das spricht nach Ansicht von Strader und seinem Team dafür, dass M60-UCD1 ursprünglich 50- bis 200-mal größer war als heute. Die Begegnung mit einer anderen Galaxie, bei der M60-UCD1 zum kompakten Zwerg wurde, fand vermutlich vor mehreren Milliarden Jahren statt.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2013/astronomen-entdecken-zwerggalaxie-mit-bislang-groesster-sternendichte/