Woher kam der Chelyabinsk-Meteorit?

Eine genaue Analyse der Flugbahn zeigt: Er war ein Mitglied der erdnahen Familie der Apollo-Asteroiden.

Rainer Kayser

Der Chelyabinsk-Meteor vom 15. Februar war eindeutig nicht mit dem Asteroiden 2012 DA14 assoziiert. Das zeigt eine genaue Rekonstruktion der Flugbahn mithilfe von vielen Videos durch zwei Forscher. Die Analyse zeigt, dass der zehn bis zwanzig Meter große Gesteinsbrocken zur Familie der erdnahen Apollo-Asteroiden gehört hat. Die Astronomen schätzen, dass es 80 Millionen ähnlicher Kleinkörper in der Umgebung der Erdbahn gibt.

Bahnen von Meteorit, Erde, Mars und Sonne im Diagramm. Die Bahn des Meteoriten liegt auf der einen Seite nah an der Bahn der Erde, auf der anderen Seite liegt sie stattdessen sogar außerhalb der Marsbahn.

Berechnungen zur Bahn des Meteoriten

„Nach unseren Berechnungen leuchtete der Chelyabinsk-Meteor in einer Höhe von 32 bis 47 Kilometern auf“, so Jorge Zuluaga und Ignacio Ferrin von der Universidad de Antioquia in Medellin in Kolumbien. Die Geschwindigkeit des in die Erdatmosphäre eintretenden Körpers habe zwischen 13 und 19 Kilometern pro Sekunde gelegen. Mit Hilfe numerischer Simulationen haben die beiden Forscher aus der rekonstruierten Flugbahn dann die ursprüngliche Bahn des Meteoroiden berechnet.

Der kosmische Felsbrocken war am 15. Februar in einer Höhe von 15 bis 25 Kilometern über Chelyabinsk in der Ural-Region Russlands explodiert. Durch die Druckwelle wurden nach aktuellen Angaben 3700 Gebäude beschädigt und 1500 Menschen verletzt. Die Leuchtspur des Meteors wurde von zahlreichen Überwachungskameras und auch von vielen Zeugen des Ereignisses mit den Kameras ihrer Mobiltelefone aufgezeichnet. Bruchstücke des Meteoriten wurden auf der Eisdecke des Tschebarkulsees gefunden.

Der Meteoritenfall in Russland fand wenige Stunden vor der größten Erdannäherung des Asteroiden 2012 DA14 statt – eine Koinzidenz, die sofort zu Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen führte. Zwar zogen Forscher der Raumfahrtbehörden NASA und ESA aus den unterschiedlichen Bahnen der beiden Himmelskörper sofort den Schluss, dass es zwischen beiden Ereignissen keinen physikalischen Zusammenhang geben könne. In einschlägigen Internetforen wurde gleichwohl weiter spekuliert.

Mit ihrer sorgfältigen Auswertung der vielen vorliegenden Videoaufzeichnungen entziehen Zuluaga und Ferrin diesen Spekulationen nun endgültig den Boden. Während 2012 DA14 zur Aten-Familie gehört, stammt der Chelyabinsk-Meteor aus der Apollo-Familie. Beide Asteroiden-Arten sind zwar Erdbahnkreuzer, unterscheiden sich aber deutlich in ihren Bahnen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2013/woher-kam-der-chelyabinsk-meteorit/