Bislang nächstgelegener Gesteinsplanet entdeckt
Rainer Kayser
Nach kosmischen Maßstäben ist das gleich um die Ecke: Ein internationales Forscherteam hat einen Gesteinsplaneten entdeckt, der einen nur 39 Lichtjahre entfernten Zwergstern umkreist. Damit ist GJ 1132b, so seine Katalognummer, der bislang nächstgelegene terrestrische Planet, den Astronomen bei einem anderen Stern aufgespürt haben. Allerdings ähnelt er aufgrund seiner hohen Temperatur eher der Venus als der Erde. Die geringe Entfernung erlaube es jedoch, künftig die Atmosphäre des Planeten von der Erde aus zu untersuchen, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.
„Unser ultimatives Ziel ist natürlich, einen Zwilling der Erde aufzuspüren“, sagt David Charbonneau vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im US-amerikanischen Cambridge. „Doch auf dem Weg zu diesem Ziel haben wir nun einen Zwilling der Venus entdeckt.“ GJ 1132b besitzt die 1,2-fache Masse der Erde und umkreist einen roten Zwergstern, der nur etwa ein Fünftel so groß ist wie unsere Sonne. Zudem ist der Stern kühler und strahlt erheblich weniger Energie ab. Der Planet umkreist ihn alle 1,6 Tage in einem Abstand von lediglich 2,2 Millionen Kilometern. Zum Vergleich: Der sonnennächste Planet Merkur ist im Mittel 60 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
Durch den geringen Abstand heizt sich der Planet auf eine Temperatur von 230 Grad Celsius auf. Flüssiges Wasser kann also – wie bei der Venus – auf seiner Oberfläche nicht existieren und damit vermutlich auch kein Leben. „Wir gehen aber davon aus, dass er – wie die Venus – eine dichte Atmosphäre besitzt“, so Charbonneau. Die Forscher setzen darauf, dass es mit dem Weltraumteleskop Hubble und auch gerade mit den derzeit im Bau befindlichen Großteleskopen wie dem European Extremely Large Telescope bei der geringen Entfernung möglich sein sollte, die Atmosphäre des Planeten zu untersuchen.
Charbonneau und seine Kollegen haben GJ 1132b mit dem MEarth South Array entdeckt, einer aus acht Teleskopen mit jeweils 40 Zentimetern Öffnung bestehenden Anlage auf dem Cerro Tololo in Chile. Ebenso wie ihr Gegenstück MEarth North auf dem Mount Hopkins in Arizona ist die Anlage auf die Suche nach Planeten bei kühlen Roten Zwergen spezialisiert. Beide Teleskopanlagen überwachen die Helligkeit von mehreren tausend Zwergsternen im Umkreis von einhundert Lichtjahren. Zieht ein Planet von der Erde aus auf seiner Bahn regelmäßig vor seinem Zentralstern vorüber, so verrät er sich durch kleine periodischen Abschwächungen der Sternhelligkeit. Die Forscher hoffen, bei ihrer Suche auch auf erdähnliche, lebensfreundliche Planeten zu stoßen.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2015/bislang-naechstgelegener-gesteinsplanet-entdeckt/