Mars soll Ring bekommen

Der kleine Mond Phobos soll in 20 bis 40 Millionen Jahren zerfallen, während er sich dem Mars nähert.

Rainer Kayser

Der nur 70 Kilometer große Marsmond Phobos nähert sich langsam auf einer Spiralbahn dem roten Planeten. Doch er wird nicht als intakter Körper auf den Mars stürzen, sondern in 20 bis 40 Millionen Jahren auseinanderbrechen und einen Ring um den Planeten bilden. Zu diesem Schluss gelangten zwei Forscher auf der Basis von Beobachtungsdaten und geologischen Modellen des kleinen Himmelskörpers. Der Ring könne dann bis zu 100 Millionen Jahre den roten Planeten zieren, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Geoscience“.

Kleiner, nicht exakt kugelförmiger, kraterübersäter Himmelskörper.

Marsmond Phobos

„Gezeitenkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der zeitlichen Entwicklung der Umlaufbahnen von Planetenmonden“, erläutern Benjamin Black und Tushar Mittal von der University of California in Berkeley, USA. So wie der irdische Mond Gezeiten auf der Erde verursacht und damit die Erdrotation bremst, so verursachen auch Planeten Gezeiten auf ihren Monden und führen dadurch zu Veränderungen von ihren Umlaufbahnen. Ist die Umlaufzeit eines Mondes größer als die Rotationsdauer seines Planeten, so wandert der Mond nach außen. Das ist beispielsweise im Erde-Mond-System der Fall.

Ist die Umlaufzeit des Mondes jedoch kürzer als die Rotationsdauer seines Planeten, so wandert er nach innen. Das ist bei Phobos der Fall: Seine Umlaufzeit beträgt 8 Stunden, die Rotationsdauer des Mars jedoch 24 Stunden und 40 Minuten. Der kleine Mond nähert sich daher dem roten Planeten – und bislang gingen die meisten Forscher davon aus, dass er in mehreren Millionen Jahren auf den Mars stürzt. Die Analyse von Black und Mittal zeigt nun jedoch, dass Phobos vermutlich ein recht locker gepackter, instabiler Körper ist, der den anwachsenden Gezeitenkräften lange vor seinem Absturz nicht länger widerstehen kann. Der kleine Trabant zerfällt daher, so die beiden Forscher, in 20 bis 40 Millionen Jahren und seine Materie verteilt sich in einem dünnen Ring um den Planeten – der dann ganz ähnlich aussehen dürfte, wie die heutigen Ringe des Saturn.

Tatsächlich besitzen alle großen Gasplaneten im äußeren Sonnensystem mehr oder weniger stark ausgeprägte Ringsysteme. Vermutlich gab es ursprünglich im Sonnensystem sehr viel mehr Monde auf engen Umlaufbahnen als heute. Die Ringe sind die letzten sichtbaren Überreste dieser inzwischen von Gezeitenkräften zerrissenen Himmelskörper. Phobos ist, so stellen Black und Mittal fest, der letzte Überlebende solcher nach innen, auf ihren Planeten zuwandernden Monde – und damit der letzte Trabant, der einen Ring im Sonnensystem produzieren kann.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2015/marsring/