Neuer Meteoriten-Typ entdeckt

Seltener Fund in Schweden gibt Hinweise auf Asteroidenkollision vor 470 Millionen Jahren.

Jan Oliver Löfken

Helle in der Mitte gebrochene Steinplatte. Der Bruch geht durch das schwarze Innere des Steins, das den Meteoriten kennzeichnet.

Meteoriten eröffnen einen Blick in die Frühzeit unseres Sonnensystems. Ein Großteil der bisher auf der Erde entdeckten Meteoriten trafen bei einem Schauer vor etwa 470 Millionen Jahren auf die Erdoberfläche. Nun entdeckten Wissenschaftler einen ungewöhnlichen, bislang einzigartigen Meteoriten, der neue Hinweise auf die Ursache dieses Schauers liefern könnte. In der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten sie, dass die Zusammensetzung des nun gefundenen Meteoritens, Österplana 065 genannt, sich deutlich von allen anderen Funden unterscheidet.

„Dieser Fund zeigt uns, dass die Meteoriten, die die Erde in der Vergangenheit trafen, sich stark von den heute auftreffenden Meteoriten unterscheiden“, sagt Birger Schmitz vom Labor für Astrogeobiologie der Universität Lund in Schweden. Mit seinen Kollegen fand er Österplana 065, oder kurz Öst 65, in einem Kalksteinsediment im Süden Schwedens. Dieser uralte Meeresboden entstand im Zeitalter des Ordovizium vor 470 Millionen Jahren. Rund um den knapp zehn Zentimeter großen Öst-65-Meteorit fanden die Forscher über 100 so genannte L‑Chondriten, die mit etwa 35 Prozent aller Funde zur zweithäufigste Meteoritenklasse zählen.

Im Vordergrund liegen auf einem Haufen quaderförmig zugeschnittene Steinplatten, im Hintergrund ein sehr gerade Steinbruch und Baugeräte, die zum Abbau des Gesteins genutzt werden.

Kalksteinsediment als Fundort für Meteorit

Schmitz und Kollegen analysierten nun die Zusammensetzung von Öst 65 unter besonderer Beachtung der enthaltenen Chrom- und Sauerstoffisotope. Obwohl Öst 65 zur gleichen Zeit auf die Erde gelangte wie die L‑Chondriten, wies sein Aufbau deutliche Unterschiede auf. Die Wissenschaftler vermuten daher, das Öst 65 von dem Asteroiden stammte, der mit dem Ursprungsasteroiden für die L‑Chondriten kollidierte und den Meteoritenschauer auslöste. Da kein weiterer Meteorit jüngeren Datums Ähnlichkeiten mit Öst 65 aufweist, ist es wahrscheinlich, dass der Ursprungsasteroid von Öst 65 bei der Kollision völlig zerstört wurde.

Dieser Fund von Öst 65 zeigt, dass Meteoriten wertvolle Informationen über die Geschichte des Sonnensystems und damit auch seiner Planeten liefern können. Sowohl Meteoritenschauer als auch der Einschlag einzelner Himmelskörper beeinflussten die Entwicklung des Lebens auf der Erde maßgeblich. „Immer mehr Wissenschaftler verstehen, wie die Geschichte des Lebens auf der Erde mit astronomischen Prozessen verknüpft ist“, sagt Schmitz.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2016/neuer-meteoriten-typ-entdeckt/