Supererde in lebensfreundlicher Zone entdeckt

Ein in unserer kosmischen Nachbarschaft aufgespürter Exoplanet gilt als bislang bester Kandidat für die Suche nach Leben im All.

Rainer Kayser

Planet vor einem Stern

Die Suche nach außerirdischem Leben könnte schon bald in eine neue, entscheidende Phase treten: Ein internationales Forscherteam hat in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft einen weiteren Planeten entdeckt, der einen Zwergstern in der lebensfreundlichen Zone umkreist. Der Planet mit der Katalogbezeichnung LHS ­­1140b ist 1,4-mal so groß wie die Erde und besitzt die siebenfache Erdmasse. Das deute darauf hin, dass es sich um einen Gesteinsplaneten mit einem Eisenkern handele, eine sogenannte Supererde, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

„Das ist der aufregendste Exoplanet, den ich in den vergangenen zehn Jahren gesehen habe“, sagt Jason Dittmann vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge, einer der Entdecker. „Wir können kaum auf ein noch besseres Objekt hoffen, um eine der größten Fragen der Wissenschaft zu beantworten – die Frage nach Leben außerhalb der Erde.“ LHS 1140b umkreist seinen Zentralstern, einen rund 39 Lichtjahre entfernten kühlen Roten Zwerg, alle 25 Tage auf einer engen Bahn. Da der Stern viel kleiner ist als unsere Sonne, empfängt der Planet dort etwa halb so viel Strahlung wie die Erde – und damit gerade ausreichend Energie, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche zu ermöglichen.

Dittmann und seine Kollegen haben LHS 1140b mit dem MEarth South Array entdeckt, einer aus acht Teleskopen bestehenden Anlage auf dem Cerro Tololo in Chile. Ebenso wie das MEarth North Array auf dem Mount Hopkins in Arizona ist die Anlage auf die Suche nach Planeten bei kühlen Roten Zwergen spezialisiert. Beide Teleskopanlagen überwachen die Helligkeit von mehreren Tausend Zwergsternen im Umkreis von hundert Lichtjahren. Zieht ein Planet von der Erde aus auf seiner Bahn regelmäßig vor seinem Zentralstern vorüber, so verrät er sich durch kleine periodischen Abschwächungen der Sternhelligkeit.

Erst im vergangenen Jahr hatten Forscher der Europäischen Südsternwarte gleich mehrere etwa erdgroße Planeten in der lebensfreundlichen Zone um den ebenfalls 39 Lichtjahre entfernten Zwergstern TRAPPIST-1 entdeckt. Der Zentralstern von LHS 1140b rotiert allerdings langsamer und sendet deshalb weniger hochenergetische Strahlung aus. Damit sind die Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Leben dort nach Ansicht der Forscher deutlich besser. Bereits mit dem James Webb Space Telescope, das im kommenden Jahr als Nachfolger des Weltraumteleskops Hubble starten soll, könnte ein Blick in die Atmosphäre dieser nahen Planeten möglich werden – und damit auch der Nachweis biologischer Aktivität.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2017/supererde-in-lebensfreundlicher-zone-entdeckt/