Supernova im Kokon

Astronomen stoßen in Archivdaten des Weltraumteleskops Kepler auf eine ungewöhnlich schnell verlaufende Sternexplosion.

Rainer Kayser

Künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops Kepler

NASA

Supernovae sind die gewaltigsten Explosionen im Universum – ausgelöst durch den Kollaps eines massereichen Sterns. Die Helligkeit steigt dabei über Wochen hinweg an und fällt schließlich über einen noch längeren Zeitraum wieder ab. Ein internationales Astronomenteam stieß jetzt jedoch auf eine Supernova, deren Helligkeit nur etwas mehr als zwei Tage anstieg und bereits nach rund sieben Tagen wieder um die Hälfte absank. Vermutlich war der explodierende Stern von einem dichten Kokon aus Gas umgeben, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“. Damit sei nicht die eigentliche Explosion, sondern lediglich der Ausbruch der Stoßwelle aus diesem Kokon beobachtet worden.

Armin Rest vom Space Telescope Science Institute in den USA und seine Kollegen stießen in den Archivdaten des Weltraumteleskops Kepler auf die ungewöhnliche Sternexplosion. Kepler diente der Suche nach extrasolaren Planeten. Dazu überwachte das Teleskop automatisch die Helligkeit von etwa 150 000 Sternen. Denn zieht ein Planet von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorüber, schwächt er dessen Helligkeit geringfügig ab. Kepler lieferte aber auch Daten über viele weitere veränderliche Phänomene am Himmel – etwa über Supernovae. „Jahrzehntelang war die Suche nach solchen Sternexplosionen an Helligkeitsänderungen im Verlauf von Wochen angepasst“, schreiben Rest und sein Team. „Erst in jüngster Zeit haben wir Ereignisse aufgespürt, die sich schneller entwickelt haben.“ Die jetzt entdeckte Supernova namens KSN 2015K ist das bislang extremste Beispiel für diese rätselhaften Sternexplosionen.

Die Astronomen um Rest untersuchten zahlreiche Szenarien, um den schnellen Helligkeitsverlauf zu erklären. Doch nur eines führte zu der gemessenen Lichtkurve. Demnach war der Stern vor seiner Explosion in einen dichten Kokon aus Gas eingehüllt. Auf diese Weise konnten Astronomen die eigentliche Sternexplosion nicht beobachten. Erst als die von der Explosion ausgelöste Stoßwelle den Kokon durchbrochen hatte, leuchtete das Himmelsobjekt plötzlich auf. Die Größe des Kokons führte dazu, dass sich die Energie rasch verteilte und die Helligkeit dementsprechend schnell wieder absank. Woher der dichte Kokon stammt, ist bislang unklar. Weitere Beobachtungen solcher schnellen Supernovae sind nötig, um die Vorgeschichte dieser Sterne zu klären.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2018/supernova-im-kokon/