Uralt und unverändert
Im Sommer 2014 hatten Astronomen mit dem Weltraumteleskop Hubble einen rund dreißig Kilometer großen Himmelskörper jenseits der Neptunbahn entdeckt. Im Januar 2019 flog die Raumsonde New Horizons in einem Abstand von nur 3000 Kilometern an Ultima Thule – offiziell 2014 MU69 – vorbei und funkte Daten und Bilder von dem Objekt zur Erde. Bislang haben die Wissenschaftler zwar erst zehn Prozent der gemessenen Daten empfangen und analysiert. Doch schon jetzt gibt es erste Ergebnisse, die ein Team um Alan Stern vom Southwest Research Institute in den USA nun im Fachblatt „Science” vorstellt.
Die übermittelten Aufnahmen von New Horizons zeigen, dass Ultima Thule eine Doppelstruktur aufweist. Die beiden Teilkörper sind stark, aber unterschiedlich abgeflacht. Den Grund dafür kennen Stern und seine Kollegen bisher nicht. Zudem lassen sich auf der Oberfläche helle Strukturen erkennen, insbesondere am „Hals” zwischen den beiden Teilkörpern. Deren Ursprung ist bislang ebenfalls unklar. Beide Körper scheinen sich zwar aus zahlreichen kleineren Gesteinsbrocken zusammenzusetzen, sind jedoch in ihrem Aussehen und ihrer chemischen Zusammensetzung erstaunlich gleichmäßig, so das Team. Das deute auf eine gemeinsame Entstehungsgeschichte der beiden Teilkörper hin. Vermutlich zogen sie einst auf nahe beieinander liegenden Umlaufbahnen um die Sonne, näherten sich einander an und verschmolzen schließlich miteinander.
Beim Vorbeiflug befand sich Ultima Thule etwa 6,6 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Die Funksignale der Sonde benötigen daher über sechs Stunden zur Erde, wobei die Übertragungsrate lediglich ein Kilobit pro Sekunde beträgt. Bis zum Herbst 2020 sollen alle an Bord der Sonde zwischengespeicherten Bilder und Daten voraussichtlich auf der Erde ankommen. Mithilfe der weiter einlaufenden Daten hoffen die Wissenschaftler, die Entwicklung des Himmelkörpers detailliert rekonstruieren und so einen Blick in die Frühgeschichte des Sonnensystems werfen zu können. Denn wie Beobachtungen von der Erde zeigten, dürfte Ultima Thule der Sonne niemals nahe gekommen sein. Damit handelt es sich bei dem Objekt um ein nahezu unverändertes Relikt aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2019/uralt-und-unveraendert/