Heißer Start für Pluto

Vielleicht war der Zwergplanet in seiner Frühzeit nicht so frostig wie bisher angenommen – darauf deuten jetzt entdeckte Strukturen auf seiner eisigen Oberfläche hin.

Rainer Kayser

Aufnahme Plutos

NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute

Pluto ballte sich vor rund 4,5 Milliarden Jahren aus Eis und Geröll zusammen, das im äußeren Sonnensystem seine Bahnen zog. Bislang gingen Astronomen davon aus, dass die Entstehung langsam und kühl verlief. Carver Bierson von der University of California in Santa Cruz und seine Kollegen entdeckten auf der Oberfläche des Zwergplaneten nun allerdings Strukturen, die sich nicht mit diesem frostigen Szenario in Einklang bringen lassen. Denn die neuen Beobachtungen lassen sich nur erklären, wenn Pluto in seiner Frühzeit einmal heiß gewesen ist. Das wiederum würde auf eine relativ schnelle Entstehung des Himmelskörpers durch den Zusammenprall mehrerer kleinerer Körper hindeuten, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Geoscience“.

Oberfläche von Pluto

Strukturen auf der Oberfläche

Bierson und sein Team analysierten Aufnahmen der Raumsonde New Horizons, die 2015 an Pluto vorüberflog. Dabei stießen sie auf alte Grabensysteme aus der Frühzeit von Pluto. Solche Gräben entstehen, wenn sich die Kruste eines Himmelskörpers ausdehnt. Der Zwergplanet ist von einer viele Kilometer dicken Eisschicht umgeben, unter der sich ein riesiger Ozean verbirgt. Nach den bisherigen Annahmen entstand dieses unterirdische Meer durch die Zerfallswärme von radioaktiven Elementen im felsigen Kern des Zwergplaneten, die einen Teil der eisigen Kruste aufschmolzen. Dabei hätte sich die Kruste allerdings zusammenziehen und nicht ausdehnen müssen, so die Forscher um Bierson.

Die Beobachtungen sprechen stattdessen dafür, dass Pluto bereits kurz nach seiner Entstehung von einem Ozean aus Wasser bedeckt war, der dann unter einer sich langsam verdickenden Eisschicht verschwand und bis heute fortbestehen könnte. Dadurch könnte es über sehr lange Zeiträume zu chemischen Reaktionen zwischen dem Wasser und dem warmen Gestein gekommen sein, heben Bierson und seine Kollegen in ihrer Studie hervor. Und das dürfte eine mögliche Entstehung von Leben in dem Ozean begünstigt haben. Auch andere Eiswelten im Kuipergürtel könnten auf ähnliche Weise entstanden sein und deshalb einen lebensfreundlichen Ozean unter ihrer Oberfläche besitzen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2020/heisser-start-fuer-pluto/