Nachweis von Leben schwieriger als gedacht

Derzeitige Instrumente auf Marsrovern erweisen sich bei einem Test als unzureichend – ein anderer Ansatz ist dagegen vielversprechender.

Rainer Kayser

Wüstenlandschaft mit Felsformationen im Hintergrund

Armando Azua-Bustos

Gab es einst Leben auf dem Mars – und haben einfache Lebensformen womöglich bis heute dort überlebt? Antworten auf diese Fragen zu finden, ist ein wichtiges Ziel vieler derzeitiger und geplanter Raumsonden. Doch wie Experimente jetzt zeigen, können viele der Instrumente auf diesen Missionen wohl weder vergangene noch gegenwärtige Spuren von Leben auf dem Roten Planeten nachweisen. Vielmehr gelte es, Bodenproben in einem irdischen Labor zu untersuchen, so ein Forschungsteam im Fachblatt „Nature Communications“.

Für ihre Experimente nutzte das Team um Armando Azua-Bustos vom Zentrum für Astrobiologie in Madrid Bodenproben aus der Region Red Stone in der Atacamawüste in Chile. Red Stone ist ein vor über 100 Millionen Jahren ausgetrocknetes Flussdelta und gilt als die Region der Erde, die am stärksten dem Mars in seinem heutigen Zustand ähnelt. Die Forscher haben die Bodenproben sowohl mit den besten, in einem irdischen Labor möglichen Methoden untersucht, als auch mit Instrumenten, wie sie auf gegenwärtigen oder geplanten Marsrovern zum Einsatz kommen.

In den Laboranalysen – etwa mittels DNA-Sequenzierung – konnten Azua-Bustos und seine Kollegen problemlos lebende Mikroben in den Bodenproben aus der Atacamawüste nachweisen und teils sogar kultivieren. Darunter ließen sich viele bislang unbekannte Formen nachweisen. Zudem fanden die Forscher zahlreiche Spuren früherer Lebensformen.

Die gleichen Bodenproben analysierte das Team dann mit Instrumenten, wie sie etwa an Bord des Rovers Curiosity vorhanden oder für den europäischen Rover ExoMars vorgesehen sind. Obwohl es zehnfach empfindlicher war als das Originalgerät auf Curiosity, spürte das getestete Gerät nur wenige Lebensspuren vergangener Zeiten auf. Das Originalinstrument, so die Forscher, hätte hier versagt. Nicht viel besser schnitt MOMA ab, das „Mars Organic Molecular Analyses“-Instrument, das für ExoMars vorgesehen ist: Es spürte lediglich einige wenige organische Substanzen in den Proben auf.

Es sei daher zu erwarten, dass weder die laufenden noch die derzeit geplanten Missionen die Frage nach Leben auf dem Mars definitiv beantworten, so die Wissenschaftler. Das unterstreiche, wie entscheidend Missionen sind, die Proben vom Mars auf die Erde bringen, betonen Azua-Bustos und seine Kollegen. Denn nur dann ließen sich die Proben in Labors auf der Erde gründlich auf Anzeichen von Leben hin untersuchen.

Tatsächlich sammelt der Rover Perseverance bereits seit 2021 Gesteinsproben für einen Rücktransport zur Erde. Allerdings ist offen, wann und wie das Gestein zur Erde gelangen soll. So weist die Planetenforscherin Carol Stoker vom Ames Research Center der NASA darauf hin, dass Rückkehrmissionen nur eine kleine Menge an Gestein zur Erde bringen können. „Es bleibt abzuwarten, ob in diesen begrenzten Proben eindeutige Spuren von Leben gefunden werden können“, so die Forscherin. Doch selbst wenn Beweise für Leben ausbleiben: Das hieße nicht zwangsläufig, dass es auf dem Mars kein Leben gebe oder gegeben hat.

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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2023/mars-nachweis-von-leben-schwieriger-als-gedacht/