Eine Höhle auf dem Mond

Rainer Kayser und Redaktion

Im Vordergrund die Mondoberfläche, im Hintergrund die Erde

NASA/Goddard/Arizona State University

Über 200 grubenartige Einbrüche – sogenannte Pits – wurden bislang auf der Mondoberfläche aufgespürt. Jetzt hat ein Forschungsteam erstmals nachgewiesen, dass solche Pits einen Zugang zu größeren Höhlen bieten können: Radarbilder einer Mondsonde zeigen eine 30 bis 80 Meter lange und 45 Meter breite Höhle, die vom größten bekannten Pit ausgeht. Solche Höhlen wären ideal für die Errichtung bemannter Mondstationen. Denn wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“ schreiben, bieten die Höhlen gemäßigte Temperaturen und Schutz vor Strahlung.

Bei den Pits handelt es sich um Einbrüche in Lavaröhren aus der Frühzeit des Mondes. Solche Röhren bilden sich, wenn dünnflüssige Lava unter geringer Neigung in Rinnen herabströmt. Währenddessen erkaltet die Lava an der Oberfläche und es bildet sich von den Rändern der Rinne her ein Deckel über dem Lavastrom. Versiegt schließlich der Lavastrom, so bleibt eine leere Röhre zurück.

„Doch bislang war unklar, ob die Einbrüche auch heute noch Zugang zu längeren Hohlräumen in den alten Lavaröhren bieten“, erläutern Leonardo Carrer von der Universität Trient in Italien und sein Team. Die Forschenden haben sich deshalb noch einmal den größten bekannten Einbruch vorgenommen – den Mare Tranquillitatis Pit, der einen Durchmesser von einhundert Metern hat.

Große Höhle in mehr als 100 Metern Tiefe entdeckt

Satellitenaufnahme der Mondoberfläche, einige Punkte, an denen sich Gruben befinden, sind markiert und mit Namen versehen

Mare Tranquillitatis Pit

Auf Radarbildern des Lunar Reconnaissance Orbiters der NASA aus dem Jahr 2010 wurden Carrer und sein Team nun fündig: Sie stießen vom Mare Tranquillitatis Pit aus nach Westen auf einen schmalen Streifen, der die Radarstrahlung stärker reflektierte. Computersimulationen von reflektierten Radarstrahlen an einer Höhle zeigten schließlich, dass sich der Streifen durch einen Hohlraum erklären lässt. Dieser befindet sich in einer Tiefe von 130 bis 170 Metern.

Wie Carrer und sein Team betonen, war das Radar des Lunar Reconnaissance Orbiter eigentlich nicht darauf spezialisiert, solche Höhlen aufzuspüren. Denn seine Auflösung ist zu gering, um auch bei anderen Pits nach Lavaröhren zu suchen. Mit Blick auf die Relevanz solcher Hohlräume empfiehlt das Team daher, eine Sonde mit einem entsprechend spezialisierten Radargerät in die Mondumlaufbahn zu entsenden. „Ein vollständiger Katalog aller bekannten Pits würde uns zeigen, welche Stellen sich am besten für die Errichtung einer Mondbasis eignen würden“, so die Forscherinnen und Forscher.

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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2024/mondstation-eine-hoehle-auf-dem-mond/