Es gab wohl nie Ozeane auf der Venus

Bisher konkurrierten zwei verschiedene Theorien zur Vergangenheit der Venus. Nun stützt eine neue Studie die Theorie, dass der Planet nie so richtig erdähnlich war.

Anne-Dorette Ziems

Planet vor dunklem Hintergrund

NASA/JPL

Erde und Venus sind sich in vielen Punkten ähnlich: Sie sind Gesteinsplaneten, fast gleich groß und umkreisen die Sonne in einem Bereich, in dem Leben theoretisch möglich ist. Doch auf der Venus ist es etwa 465 Grad Celsius heiß und der Luftdruck ist 90-mal höher als auf der Erde. Für mögliches Leben in der Vergangenheit wird sie dennoch immer wieder diskutiert. Es gibt unter anderem die Theorie, dass auf der Venus einst Ozeane zu finden waren und sie somit deutlich erdähnlicher war. Mit einer neuen Methode sind Forschende dieser Frage nun auf den Grund gegangen: Wie sie im Fachmagazin „Nature Astronomy“ berichten, hat es auf der Venus jedoch vermutlich nie flüssiges Wasser gegeben.

Die Venus ist gerade noch in der habitablen Zone um die Sonne. Das bedeutet, dass dort flüssiges Wasser möglich ist – eine wichtige Grundlage für Leben. Von früheren Gewässern sind heute jedoch keine Spuren mehr zu sehen. Möglicherweise wurden sie durch Vulkanausbrüche verwischt, die einst die Oberfläche der Venus stark verändert haben. Um mehr über die Vergangenheit der Venusoberfläche zu erfahren, greifen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher auf Klimamodelle zurück.

Aus solchen Modellen haben sich zwei konkurrierende Theorien ergeben: Laut einer davon war die Venus unserem Planeten früher ähnlich – mit mildem Klima und Ozeanen. Im Laufe der Zeit ist sie durch einen extremen Treibhauseffekt so heiß und trocken geworden, wie sie es heute ist. Im Gegensatz dazu steht die zweite Theorie: Demnach war es schon kurz nach der Entstehung des Planeten auf ihm sehr heiß und Wasser existierte nur als Dampf in der Atmosphäre.

Vulkane stoßen trockene Gase aus

Aufbauend auf den Modellen untersuchte nun Tereza Constantinou von der Universität Cambridge mit ihrem Team die Zusammensetzung der Venusatmosphäre. Sie berechneten, wie schnell Wasser, Kohlendioxid und Carbonylsulfid aus der Atmosphäre entweichen. Laut den Forschenden werde die Atmosphäre aus vulkanischen Gasen erneut gespeist, sodass ihre Zusammensetzung gleich bleibe.

Davon ausgehend konnten die Astrophysikerinnen und Astrophysiker bestimmen, wie sich das Gas aus Vulkanausbrüchen auf der Venus zusammensetzt. Auf der Erde besteht es zum Großteil aus Wasserdampf – auf der Venus jedoch nur zu maximal sechs Prozent, wie das Team herausfand. Das Innere der Venus müsse demnach ausgetrocknet sein. Und unter diesen Bedingungen könne es auch in der Vergangenheit keine Ozeane aus flüssigem Wasser gegeben haben, so Constantinou.

Um der Vergangenheit unseres Nachbarplaneten weiter auf die Spur zu kommen, soll gegen Ende des Jahrzehnts die DAVINCI-Mission der NASA zur Venus aufbrechen: Die Raumsonde soll mehrfach dicht an dem Planeten vorbeifliegen und Daten von der Oberfläche aufnehmen. So wollen die Forschenden klären, ob die Venus schon immer so heiß und trocken, war wie es in der aktuellen Studie scheint.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2024/planeten-sonnensystem-es-gab-wohl-nie-ozeane-auf-der-venus/