Ein doppelt ungewöhnliches Sternsystem
Rainer Kayser und Redaktion

ESO/M. Kornmesser
Jenseits unseres Sonnensystems gibt es tausende Planeten, die ihre Bahnen um andere Sterne ziehen. Doch einige von ihnen kreisen nicht um einen einzelnen Stern wie wir um die Sonne, sondern gleich um zwei Sterne. Insgesamt 16 solcher Planeten sind bisher bekannt. Jetzt sind Astronominnen und Astronomen mit dem Very Large Telescope auf ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Exemplar gestoßen. Wie sie im Fachjournal „Science Advances“ berichten, umrundet 120 Lichtjahre von uns entfernt ein Planet nicht etwa ein normales Sternenpaar, sondern zwei Braune Zwerge – noch dazu auf einer außergewöhnlichen Umlaufbahn.
Braune Zwerge sind schwerer als Planeten, aber leichter als Sterne – sind also weder das eine noch das andere. Sie können nicht wie Sterne Kernfusion von normalem Wasserstoff zu Helium betreiben. Aber mit der Fusion eines schweren Isotops, also einer Variante von Wasserstoff, können sie wenigstens ein wenig Energie erzeugen.
Mit dem Very Large Telescope, kurz VLT, der Europäischen Südsternwarte ESO haben Thomas Baycroft von der University of Birmingham und sein Team die bereits im Jahr 2018 entdeckten Braunen Zwerge namens 2M1510 ins Visier genommen. Sie sind etwa 35-mal so schwer wie Jupiter und umkreisen einander alle 20,9 Tage. Dabei bedecken sie sich von der Erde aus gesehen regelmäßig gegenseitig. Deshalb konnten die Forschenden die Umlaufbahnen der Braunen Zwerge genau untersuchen.
Auf einer überraschenden Bahn
Dabei machten sie einen außergewöhnlichen Fund: Die Umlaufbahnen der beiden Braunen Zwerge verschieben und dehnen sich auf ungewöhnliche Weise. Mithilfe von Modellrechnungen fanden Baycroft und sein Team schließlich eine Erklärung für dieses Verhalten: Es muss dort einen dritten Himmelskörper – einen Planeten – geben, der die beiden Braunen Zwerge umkreist. Und zwar, und das war eine weitere Überraschung, nicht in der gleichen Ebene, in der die Braunen Zwerge ihre Bahnen ziehen. Stattdessen bewegt sich der Planet offenbar senkrecht dazu – auf einer sogenannten polaren Bahn.
Wie die Autorinnen und Autoren der Studie betonen, bewegen sich alle bislang bekannten Planeten, die Doppelsterne umkreisen, in der gleichen Ebene wie die Sterne. Zwar gab es bereits vereinzelt Hinweise darauf, dass Planeten bei Doppelsternen auf polaren Bahnen existieren könnten, doch der Nachweis dafür stand noch aus. Die neue Entdeckung ist somit ein weiteres Beispiel für die große Vielfalt an unterschiedlichen Planetensystemen im All.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/braune-zwerge-ein-doppelt-ungewoehnliches-sternsystem/