Kosmische Schatztruhe tut sich auf

Der erste große Datensatz des Weltraumteleskops Euclid ist veröffentlicht – mit hunderttausenden Aufnahmen von Galaxien. Und das ist erst der Anfang.

Rainer Kayser und Redaktion

Viele verschiedene Galaxien auf dunklem Hintergrund

ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by M. Walmsley, M. Huertas-Company, J.-C. Cuillandre

Seit Juli 2023 ist das Weltraumteleskop Euclid im All unterwegs – auf der Suche nach fernen Galaxien und neuen Erkenntnisse über den Aufbau und die Entwicklung des Universums. Heute nun wurde der erste große Datensatz der Mission veröffentlicht. Er umfasst drei Himmelsregionen mit insgesamt 26 Millionen Galaxien. Für 380 000 davon liefert Euclid detaillierte Informationen wie Form und Entfernung.

Ein teilweise mit goldener Folie umwickeltes Flugobjekt im All.

Künstlerische Darstellung von Euclid

Das Teleskop Euclid ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt mit modernster Optik und einem 1,2 Meter großen Hauptspiegel. Mit nur einer Aufnahme kann es einen 240-mal größeren Bereich erfassen als das Hubble-Teleskop. Ziel der Euclid-Mission ist es vor allem, die Rätsel um die mysteriöse Dunkle Materie und Dunkle Energie zu lösen. Sie gelten als entscheidend für die Entwicklung und das Schicksal des Universums. Hierzu soll das Weltraumteleskop innerhalb von sechs Jahren Abermilliarden Himmelsaufnahmen im Bereich der sichtbaren und infraroten Strahlung liefern. Pro Tag sendet Euclid 100 Gigabyte an Daten solcher Aufnahmen zur Erde, die mithilfe von KI-Algorithmen durchforstet werden. Daraus soll dann die bisher größte und genaueste 3D-Karte des Alls entstehen – mit insgesamt 1,5 Milliarden Galaxien.

Die jetzt veröffentlichten Daten umfassen drei Himmelsregionen mit einer Fläche von insgesamt 63 Quadratgrad – das ist etwa ein halbes Prozent des angestrebten Himmelsausschnitts, der ein Drittel des gesamten Himmels ausmacht. Damit sind die Aufnahmen ein erster wichtiger Schritt, um die Rätsel der Dunklen Materie und Dunklen Energie zu lösen: „Sie erschließen einen Schatz an Informationen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um einige der faszinierendsten Fragen der modernen Wissenschaft anzugehen“, so Carole Mundell, wissenschaftliche Direktorin der europäischen Weltraumorganisation ESA.

Neben Profis auch tausende Hobby-Forschende beteiligt

Galaxien und Sterne vor dunklem Hintergrund

Ausschnitt von Euclids Deep Field Süd

An der Auswertung der ersten Daten waren nicht nur etwa 2000 Astronominnen und Astronomen des Euclid-Konsortiums beteiligt – sondern auch knapp 10 000 Freiwillige. Die Hobby-Forscherinnen und Forscher haben die Fotos zahlreicher Galaxien sortiert – anhand der Spiralarme, dickeren Zentren, oder anderer Merkmale – und damit die KI-Algorithmen trainiert. Außerdem waren sie maßgeblich an der Entdeckung von 500 Gravitationslinsen beteiligt. Dabei handelt es sich um mehrfache Abbildungen weit entfernter Galaxien. Sie kommen durch eine Galaxie im Vordergrund zustande, die mit ihrer Schwerkraft wie eine Linse für das Licht der entfernteren Galaxie wirkt.

Während der gesamten Mission könnte Euclid bis zu 100 000 derartige Systeme aufspüren – und so helfen, riesige Gebiete des Kosmos zu vermessen. Außerdem sind noch weitere spektakuläre und detailliertere Aufnahmen zu erwarten: Denn ein Großteil des Gebiets, das Euclid vermessen soll, hat es noch vor sich – und jedes der bisher vermessenen Gebiete wurde bislang nur einmal vollständig abgesucht. Diese Messungen soll Euclid jedoch bis zu 52 Mal wiederholen, um eine noch höhere Auflösung der aufgespürten Galaxien zu erreichen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/euclid-kosmische-schatztruhe-tut-sich-auf/