Rätsel um seltenen Schnellen Radioblitz
Rainer Kayser und Redaktion
Immer wieder blitzt am Himmel Radiostrahlung aus fernen Galaxien auf. Dahinter vermutet man bislang Magnetare, Neutronensterne mit extrem starken Magnetfeldern. Doch nun stellt ein im vergangenen Jahr registrierter Radioblitz ein Forschungsteam vor ein Rätsel. Denn er lässt sich mit diesem Szenario nicht erklären. Wie die Forschenden im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“ berichten, stammt der Blitz von einem Ort, an dem es keine Magnetare geben sollte.
Vergangenes Jahr hatte das Radioteleskop CHIME, kurz für „Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment“, einen wenige Millisekunden andauernden Ausbruch energiereicher Radiostrahlung aufgespürt. Fachleute nennen solche Ausbrüche Schnelle Radioblitze – und der neue Vertreter trägt den Namen FRB 20240209A. Nun nahmen die Radioastronomin Tarraneh Eftekhari von der Northwestern University in den USA und ihr Team seinen Ursprungsort mit den Teleskopen des Keck- und des Gemini-Observatoriums auf Hawaii erneut ins Visier.
Dabei zeigte sich, dass der Radioblitz in einer zwei Milliarden Lichtjahre entfernten elliptischen Galaxie auftrat. Sie ist mit einem Alter von 11,3 Milliarden Jahren verhältnismäßig alt – dort entstehen schon lange keine Sterne mehr. Zudem stammt der Radioblitz nicht aus dem Inneren der Galaxie, sondern aus einer Randregion, in der es kaum noch Sterne gibt.
Das verwunderte die Forschenden. Denn Schnelle Radioblitze treten meist nicht in solchen sternarmen Regionen auf, sondern an Orten, an denen viele Sterne entstehen und es entsprechend viele junge Sterne gibt. Darunter sind auch massereiche Sterne, die verhältnismäßig früh zu Magnetaren kollabieren. Deshalb gibt es dort viele Magnetare, die als übliche Quelle für Schnelle Radioblitze gelten.
Dem seltenen Blitz weiter auf der Spur
Der Radioblitz FRB 20240209A ist hingegen ein seltenes Exemplar. Unter den knapp einhundert Blitzen, deren Herkunftsort bislang bekannt ist, gibt es lediglich einen vergleichbaren Fall: Der im Januar 2020 registrierte Ausbruch FRB 20200120E. Er hatte seinen Ursprung in einem ebenfalls alten Himmelsobjekt – einem Kugelsternhaufen im Außenbereich der zwölf Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie M81.
Eftekhari und ihr Team vermuten deshalb, dass FRB 20240209A auch aus einem Kugelsternhaufen stammt, der jedoch noch nicht entdeckt ist. Deshalb haben sie bereits beantragt, das James-Webb-Weltraumteleskop zu nutzen, um diesen Sternhaufen aufzuspüren. Die Idee dahinter: In Kugelsternhaufen sind Sterne sehr dicht beieinander, stoßen häufig zusammen und verschmelzen. Und Zusammenstöße von Neutronensternen könnten, so die Überlegung, Magnetare auch abseits von Sternentstehungsgebieten entstehen lassen und so die ungewöhnlichen Radioblitze erklären.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/fast-radio-bursts-raetsel-um-seltenen-schnellen-radioblitz/