Andromedas rätselhafter Begleiter

Die Entdeckung eines neuen Begleiters der Andromedagalaxie stellt Modelle zur Sternentstehung in kleinen Galaxien infrage.

Anne-Dorette Ziems

Eine eingekreiste Ansammlung schwach leuchtender Sterne im Zentrum und einige weitere Galaxien und Sterne am Rand vor dunklem Hintergrund

CFHT/MegaCam/PAndAS (Principal investigator: Alan McConnachie; Image processing: Marcos Arias)

Das Weltall beherbergt Milliarden von Galaxien – und manche von ihnen haben sogar kleine Begleitgalaxien. So auch die Milchstraße und unsere Nachbargalaxie Andromeda. Nun hat ein Team von Astronominnen und Astronomen einen neuen Begleiter – eine sogenannte Satellitengalaxie – um die Andromedagalaxie entdeckt. Im Fachmagazin „The Astrophysical Journal Letters“ berichten sie, wie dieser Fund große Fragen zur Entwicklung kleiner Galaxien aufwirft.

Satellitengalaxien zeichnen sich dadurch aus, dass sie bedingt durch die Schwerkraft einer größeren Galaxie diese umrunden – ebenso wie sich die Planeten um die Sonne bewegen. Die Begleiter sind jedoch deutlich kleiner und leuchten schwächer als ihre Hauptgalaxie. Das macht es schwer, sie zu entdecken. So sind selbst um unsere Galaxie, die Milchstraße, viele Satellitengalaxien erst in den letzten zehn Jahren bekannt geworden. Und für entfernte Hauptgalaxien ist es noch komplizierter, überhaupt Begleiter mit Teleskopen auszumachen.

Das Team um Jose Marco Arias von der University of Michigan wurde jedoch in Daten des sogenannten Pan-Andromeda Archaeological Survey fündig, einer Himmelsdurchmusterung von 2008 bis 2011 mit dem Canada–France–Hawaii-Teleskop: Dort hat es ein Objekt namens Andromeda XXXV aufgespürt und anschließend mit dem Hubble-Weltraumteleskop analysiert. So stellten Arias und sein Team fest, dass es sich bei Andromeda XXXV um eine Satellitengalaxie handelt. Insgesamt wiegen alle Sterne in ihr zusammengenommen gerade einmal ein Fünfmillionstel so viel wie die Sterne der Andromedagalaxie. Doch sie ist nicht nur extrem klein, sie leuchtet auch schwächer als alle bisher bekannten Begleiter von Andromeda.

Vergleichbar zu Begleitern der Milchstraße – und doch anders

Damit ist Andromeda XXXV die erste Satellitengalaxie jenseits unserer Galaxis, die so klein und leuchtschwach ist wie Begleiter der Milchstraße. Doch zwischen ihr und unseren Nachbarn gibt es gravierende Unterschiede: Während in den meisten Satellitengalaxien der Milchstraße seit zehn Milliarden Jahren keine Sterne mehr entstehen, ist das in Andromeda XXXV erst seit sechs Milliarden Jahren der Fall. Bisher hatte man angenommen, dass es damals durch strahlende Sterne und masseansammelnde Schwarze Löcher sehr heiß im Universum gewesen sein müsste. Demnach müssten kleine Galaxien mit weniger als 100 000 Sonnenmassen – dazu gehört Andromeda XXXV – das Gas für die Entstehung neuer Sterne verloren haben.

Warum das bei dem neuen Fund offenbar nicht so war, bleibt vorerst ein Rätsel. Offenbar scheinen die Prozesse in jener Zeit komplexer gewesen zu sein als bisher angenommen. Mit Weltraumteleskopen wie dem James-Webb- oder dem geplante Nancy-Grace-Roman-Teleskop wollen Forschende jedoch schwach leuchtende Satellitengalaxien detaillierter beobachten und weitere entdecken – und hoffen so, dem Mysterium um die Sternentstehung auf die Spur zu kommen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/galaxien-andromedas-raetselhafter-begleiter/