Grand Canyons auf dem Mond

Zwei Canyons auf dem Mond sind offenbar innerhalb weniger Minuten entstanden – ganz anders als der irdische Grand Canyon.

Anne-Dorette Ziems

Blick von schräg oben aus einer Umlaufbahn des Mondes auf die Oberfläche. Unten rechts ist ein Teil des Einschlagkraters zu sehen, von dem die beiden Canyons ausgehen.

NASA\SVS\Ernie T. Wright

Schon in zwei Jahren sollen mit Artemis III wieder Menschen auf dem Mond landen – und zwar in der Nähe seines Südpols. Unweit von dort ziehen sich durch die Mondlandschaft zwei gigantische Canyons, die ein Forschungsteam nun vermessen hat. Wie es im Fachmagazin „Nature Communications“ berichtet, sind die Canyons ähnlich groß wie der Grand Canyon in Nordamerika – aber wohl viel schneller entstanden.

Mithilfe von Aufnahmen des Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA haben David Kring vom Lunar and Planetary Institute in Houston und sein Team die beiden Canyons namens Vallis Schrödinger und Vallis Planck untersucht. Sie sind vor etwa 3,8 Milliarden Jahren entstanden: Damals hat ein Asteroiden- oder Kometeneinschlag den heutigen Mondkrater Schrödinger verursacht. Seine Trümmer haben dabei die zwei Canyons in die Mondoberfläche gegraben.

Kilometertiefe Canyons in wenigen Minuten entstanden

Schwarz-weiß-Aufnahme der Mondoberfläche, auf der eine kreisrunde Vertiefung zu sehen ist, in deren unmittelbarer Umgebung zwei tiefe Gräben zu sehen sind, die davon wegstrahlen.

Mondkrater Schrödinger

Wie die Messungen zeigen, ist Vallis Schrödinger etwa 270 Kilometer lang, 20 Kilometer breit und 2,7 Kilometer tief. Vallis Planck erstreckt sich durch eine Reihe kleinerer Krater, die durch die umherfliegenden Trümmer nach dem Einschlag entstanden sind. Insgesamt misst der Canyon 860 Kilometer in der Länge – sein tiefster Abschnitt ist 280 Kilometer lang, 27 Kilometer breit und sogar 3,5 Kilometer tief. Zum Vergleich: Der Grand Canyon ist 446 Kilometer lang und an seiner tiefsten Stelle gerade einmal 1,9 Kilometer tief.

Doch wie schnell sind die Trümmerteile eingeschlagen? Um das zu ermitteln, haben die Forschenden bestimmt, wie weit die Krater voneinander entfernt sind. Außerdem floss in die Berechnung ein, von wo und unter welchen Winkeln die entsprechenden Trümmerteile aus dem Hauptkrater herausgeschlagen wurden. Wie sich herausstellte, schlugen die Trümmer in beiden Canyons mit rund 3600 Kilometern pro Stunde ein. Daraus folgte, so die Berechnung, dass die Trümmer die kilometertiefen Canyons innerhalb von nur 5 bis 15 Minuten gegraben haben. Der Grand Canyon dagegen wurde hauptsächlich in den letzten fünf bis sechs Milliarden Jahren durch das Wasser des Colorado River geformt.

Auffällig ist, dass die beiden Canyons ihren gemeinsamen Schnittpunkt nicht im Zentrum des Schrödinger-Kraters haben. Das deutet auf einen flachen Einschlagswinkel des Kometen oder Asteroiden hin. Diese Erkenntnis ist besonders interessant für zukünftige Missionen zum Mond. Denn der Krater Schrödinger liegt lediglich 125 Kilometer von der Artemis Exploration Zone entfernt – einem möglichen Landegebiet künftiger Missionen. Den Berechnungen zufolge gibt es dort wenige bis keine Trümmerteile. Das macht es Crews und Robotermissionen einfacher, Bodenproben auszuwählen und zuzuordnen.

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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/mondforschung-grand-canyons-auf-dem-mond/